sche! müßt ihr schon nachahmen, so ahmt lieber eure Landesleute nach, als fremde Nationen, um lächerlich oder verächtlich zu werden.
Wir haben also wirklich einen Tyrtäus, und wenn wir den Plan der Stücke, und ein- zelne Theile betrachten, noch mehr, als ihn. Plato würde unserm Landsmann den Titel ei- nes Göttlichen nicht abgeschlagen haben, und wenn die unwissende Zeit seine Werke so un- gerecht verzehren sollte, als die meisten des Tyrtäus: seine eilf Kriegslieder haben mehr Anrecht auf die Unsterblichkeit, als die Grie- chischen viere.
5. Theokrit und Geßner.
Von allen Werken des Schweizerischen Geß- ners liebe ich seine Jdyllen am meisten, und will sie mit den Jdyllen des Theokrits ver- gleichen: sie verdienen dies mehr, als die Jdyllen des Fontenelle und Pope. Jch
will
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ſche! muͤßt ihr ſchon nachahmen, ſo ahmt lieber eure Landesleute nach, als fremde Nationen, um laͤcherlich oder veraͤchtlich zu werden.
Wir haben alſo wirklich einen Tyrtaͤus, und wenn wir den Plan der Stuͤcke, und ein- zelne Theile betrachten, noch mehr, als ihn. Plato wuͤrde unſerm Landsmann den Titel ei- nes Goͤttlichen nicht abgeſchlagen haben, und wenn die unwiſſende Zeit ſeine Werke ſo un- gerecht verzehren ſollte, als die meiſten des Tyrtaͤus: ſeine eilf Kriegslieder haben mehr Anrecht auf die Unſterblichkeit, als die Grie- chiſchen viere.
5. Theokrit und Geßner.
Von allen Werken des Schweizeriſchen Geß- ners liebe ich ſeine Jdyllen am meiſten, und will ſie mit den Jdyllen des Theokrits ver- gleichen: ſie verdienen dies mehr, als die Jdyllen des Fontenelle und Pope. Jch
will
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ſche! muͤßt ihr ſchon nachahmen, ſo ahmt
lieber eure Landesleute nach, als fremde
Nationen, um laͤcherlich oder veraͤchtlich zu
werden.
Wir haben alſo wirklich einen Tyrtaͤus,
und wenn wir den Plan der Stuͤcke, und ein-
zelne Theile betrachten, noch mehr, als ihn.
Plato wuͤrde unſerm Landsmann den Titel ei-
nes Goͤttlichen nicht abgeſchlagen haben, und
wenn die unwiſſende Zeit ſeine Werke ſo un-
gerecht verzehren ſollte, als die meiſten des
Tyrtaͤus: ſeine eilf Kriegslieder haben mehr
Anrecht auf die Unſterblichkeit, als die Grie-
chiſchen viere.
5.
Theokrit und Geßner.
Von allen Werken des Schweizeriſchen Geß-
ners liebe ich ſeine Jdyllen am meiſten, und
will ſie mit den Jdyllen des Theokrits ver-
gleichen: ſie verdienen dies mehr, als die
Jdyllen des Fontenelle und Pope. Jch
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/181>, abgerufen am 16.02.2025.
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