Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.sen. Jch sage: sein Jnhalt: denn da er Auditis
ſen. Jch ſage: ſein Jnhalt: denn da er Auditis
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ſen. Jch ſage: ſein Jnhalt: denn da er
den Vater des Weins, von ſeinem Blitzſtrale
getroffen, mir brauſendem Munde ſang, und
in einer ehrwuͤrdigen heiligen Trunkenheit
ſang: ſo paßt er am meiſten auf den Abgrund
der Zeiten, da man aus Aberglauben die Kraft
einer goͤttlichen Gegenwart fuͤhlte, da man
mit ſtarken ſinnlichen Empfindungen begabt,
den Eindruck der Jugendlehren und Rational-
ſagen beinahe zu einer wirklichen Anſchauung
erhob, da man aus Unwiſſenheit nicht blos
die Fabelgeſchichten als Wahrheiten glaubte,
ſondern mit der Einbildungskraft ſie bis zum
Leben ausmalte, und alſo die Begeiſterung
ſchmeckte, die Apoll uͤber die Pythiſſe, Ju-
piter uͤber die Sibyllen, Cybele uͤber die Gal-
ler, und Bacchus uͤber die Dithyramben-
ſaͤnger ausgoß. Daher naheten ſich die lez-
tern der Entzuͤckung, die einer Raſerei glich,
Διονυσοιο ανακτος καλον εξαρξαι μελος
οιδα διϑυραμβον, οινω συνκεραυνωϑεις
φρενας: daher fing er gemeiniglich mit dem
begeiſterten: αμφι μοι αναξ, an: daher je-
ne Ausbreitung der Seele, die im Parenthyr-
ſus der Trunkenheit und der Beſchauung himm-
liſcher Dinge ausrief:
Auditis
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