Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767."geln bekannt, und das Schlechte verächtlich Dies böse Griechische Wort verfolgt mich, "zukam? * Litter. Br. Th. 1. p. 46.
„geln bekannt, und das Schlechte veraͤchtlich Dies boͤſe Griechiſche Wort verfolgt mich, „zukam? * Litter. Br. Th. 1. p. 46.
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„geln bekannt, und das Schlechte veraͤchtlich
„gemacht worden. Denn der Geiſt und der
„Geſchmack einer Nation ſind nicht unter
„ihren Gelehrten und Leuten von vornehmer
„Erziehung zu ſuchen. Dieſe beiden Ge-
„ſchlechter gehoͤren gleichſam keinem Lande
„eigen. Aber unter dem Theile der Nation lie-
„gen ſie, der von fremden Sitten und Gebraͤu-
„chen und Kenntniſſen noch nichts zur Nach-
„ahmung ſich bekannt gemacht hat.„ Das
iſt nun Gellert in Abſicht des Geſchmacks —
aber was war Homer in Abſicht der Religion,
der Kuͤnſtler, der Dichter, der Redner,
der Weiſen, der Sprache, der Sitten,
der Erziehung, fuͤr die καλους κ’αγαϑους
der Griechen?
Dies boͤſe Griechiſche Wort verfolgt mich,
ſo ſehr ich vor ihm fliehe, und mein Knoten
iſt nicht eher aufgeloͤſet, bis es beſtimmt iſt.
Denn ſo fragt der Kunſtrichter: * „Jſt es wahr,
„daß die alten Griechen ihre Jugend aus
„dem Homer Weisheit lehrten? Und wurde
„Homer auch nur von allen denen verſtan-
„den, welchen das Beiwort καλοι κ’αγαϑοι
„zukam?
* Litter. Br. Th. 1. p. 46.
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