Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.dung, und jedes Beiwort wird lebendig, und Sollen wir unsre Sprache durch die Jn- Jch E 4
dung, und jedes Beiwort wird lebendig, und Sollen wir unſre Sprache durch die Jn- Jch E 4
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dung, und jedes Beiwort wird lebendig, und
traͤgt zum Pomp des Ganzen bei: und wenn
ich mich wieder zuruͤck in mein Vaterland fin-
de: ſo beklage ich die, ſo den Homer in einer
Ueberſezzung leſen wollen, wenn es auch die
richtigſte waͤre. Jhr leſet nicht mehr Ho-
mer, ſondern etwas, was ohngefaͤhr wieder-
holet, was Homer in ſeiner Poetiſchen Spra-
che unnachahmlich ſagte.
Sollen wir unſre Sprache durch die Jn-
verſionen bereichern, die damals in ihrer
biegſamen Sprache jedem Wink der Leiden-
ſchaft und des Nachdrucks nachgaben? Ver-
ſucht es; unſrer Sprache, ſelbſt dem freieſten
und verworrenſten Klopſtockiſchen Hexameter
ſind Feſſeln der Conſtruktion angelegt worden,
die die Harmonie des Griechiſchen Perioden
meiſtens zerſtoͤren werden. Oder ſollen wir
unſre Sprache in Bildung der Machtwoͤr-
ter, nach dem Griechiſchen uͤben? Verſucht
es; wenn ihr gleich ein Schweizer ſeyd, wer-
det ihr die Beiwoͤrter im Homer, Aeſchy-
lus und Sophokles, oft genug umſchrei-
ben muͤſſen.
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