Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.wie überhaupt in ihrem Lande sich die alten hen;
wie uͤberhaupt in ihrem Lande ſich die alten hen;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/> wie uͤberhaupt in ihrem Lande ſich die alten<lb/> Moden und Gebraͤuche laͤnger erhalten, da ſie<lb/> durch die Alpen, und den Helvetiſchen Na-<lb/> tionalſtolz von den Fremden getrennet ſind:<lb/> ſo iſt ihre Sprache auch der alten Deutſchen<lb/> Einfalt treuer geblieben. Sie haben unſtrei-<lb/> tig manches <hi rendition="#fr">uͤbertrieben;</hi> das uͤbertriebene<lb/> wird freilich durch den Harlekin am beſten<lb/> ausgedruckt; und ausgelacht hat man ſie zur<lb/> Gnuͤge; aber ihr <hi rendition="#fr">Gutes</hi> iſt noch zu wenig<lb/> gepruͤft. Die Gottſchedianer haben ihre<lb/><hi rendition="#fr">Machtwoͤrter,</hi> ihre Jnverſionen ſo ziemlich<lb/> in ihren Pasquillen geſammlet; jetzt iſt die<lb/> Hitze des Streits verflogen, nun ſollte man<lb/> nicht mehr lachen, ſondern pruͤfen. Haͤtte<lb/> der patriarchiſche <hi rendition="#fr">Bodmer</hi> auch kein andres<lb/> Verdienſt — wie hoch hat man <hi rendition="#fr">Ramlern</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Leßingen</hi> ihren Logau angerechnet; —<lb/> und aus den alten Schwaͤbiſchen Poeſien iſt<lb/> doch, meinem Erachten nach, wenigſtens in der<lb/> Sprache weit mehr zu lernen, als aus Logau.<lb/> Nur freilich ſollten die Schweizer auch mehr<lb/> Muͤhe ſich dabei gegeben haben, die Jdiotis-<lb/> men zu zeigen, zu pruͤfen, und kritiſch einzu-<lb/> fuͤhren. Wenn ſie auch dieſe Woͤrter verſte-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hen;</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
wie uͤberhaupt in ihrem Lande ſich die alten
Moden und Gebraͤuche laͤnger erhalten, da ſie
durch die Alpen, und den Helvetiſchen Na-
tionalſtolz von den Fremden getrennet ſind:
ſo iſt ihre Sprache auch der alten Deutſchen
Einfalt treuer geblieben. Sie haben unſtrei-
tig manches uͤbertrieben; das uͤbertriebene
wird freilich durch den Harlekin am beſten
ausgedruckt; und ausgelacht hat man ſie zur
Gnuͤge; aber ihr Gutes iſt noch zu wenig
gepruͤft. Die Gottſchedianer haben ihre
Machtwoͤrter, ihre Jnverſionen ſo ziemlich
in ihren Pasquillen geſammlet; jetzt iſt die
Hitze des Streits verflogen, nun ſollte man
nicht mehr lachen, ſondern pruͤfen. Haͤtte
der patriarchiſche Bodmer auch kein andres
Verdienſt — wie hoch hat man Ramlern
und Leßingen ihren Logau angerechnet; —
und aus den alten Schwaͤbiſchen Poeſien iſt
doch, meinem Erachten nach, wenigſtens in der
Sprache weit mehr zu lernen, als aus Logau.
Nur freilich ſollten die Schweizer auch mehr
Muͤhe ſich dabei gegeben haben, die Jdiotis-
men zu zeigen, zu pruͤfen, und kritiſch einzu-
fuͤhren. Wenn ſie auch dieſe Woͤrter verſte-
hen;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |