Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Drittes Wäldchen. Und können uns die Allegorien der Alten dazu Eben hiemit ist Herrn Klotzen ein unerklärlicher "Mün- a) S. 55. 56.
Drittes Waͤldchen. Und koͤnnen uns die Allegorien der Alten dazu Eben hiemit iſt Herrn Klotzen ein unerklaͤrlicher „Muͤn- a) S. 55. 56.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0085" n="79"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Waͤldchen.</hi> </fw><lb/> <p>Und koͤnnen uns die Allegorien der Alten dazu<lb/> machen? Selten ſind dieſe ja unſerm Volke, (ich<lb/> ſage nicht, unſerm Poͤbel,) kennbar: oft ihm ja<lb/> ſo unverſtaͤndlich, als die lateiniſche Ueberſchrift<lb/> ringsum. So wie es nach unſrer gelehrten Hand-<lb/> werksbildung in manchen Laͤndern dem Poͤbel zur<lb/> Synonyme geworden: er iſt ein Lateiner, das iſt<lb/> ein Gelehrter: ſo wenigſtens in dieſem Falle iſt<lb/> die Jkonologie der Alten eine Ueberpflanzung<lb/> fremder Nationalbilder, ſich in ihnen Goͤtter zu<lb/> denken, die wir nicht haben, Staͤdte und Laͤn-<lb/> der in Schutzgoͤttinnen und Genien zu denken,<lb/> die wir nicht kennen, Tugenden und Laſter zu<lb/> denken, wie wir ſie nicht denken wollen, allge-<lb/> meine Begriffe zu denken, ohne daß wir ſie in<lb/> der Symbole ſehen. Sie iſt alſo ein gelehrtes<lb/> Ruͤſt - ich will nicht ſagen Spielzeug aus frem-<lb/> den Laͤndern, das unter uns keinen Markt des<lb/> Anſchauens, kein Publikum hat.</p><lb/> <p>Eben hiemit iſt Herrn Klotzen ein unerklaͤrlicher<lb/> leidesvoller Unterſchied erklaͤrt <note place="foot" n="a)">S. 55. 56.</note>; „Mit den Sinn-<lb/> „bildern auf alten Muͤnzen konnte der Lehrer des<lb/> „Geſchmacks, der Dichter, der Kuͤnſtler zufrieden<lb/> „ſeyn. Den neuern Vorſtellungen widerſpricht<lb/> „oft Vernunft, Geſchmack und Kunſt. Wer<lb/> „wollte es wagen, die Vorſtellungen auf neuern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Muͤn-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Drittes Waͤldchen.
Und koͤnnen uns die Allegorien der Alten dazu
machen? Selten ſind dieſe ja unſerm Volke, (ich
ſage nicht, unſerm Poͤbel,) kennbar: oft ihm ja
ſo unverſtaͤndlich, als die lateiniſche Ueberſchrift
ringsum. So wie es nach unſrer gelehrten Hand-
werksbildung in manchen Laͤndern dem Poͤbel zur
Synonyme geworden: er iſt ein Lateiner, das iſt
ein Gelehrter: ſo wenigſtens in dieſem Falle iſt
die Jkonologie der Alten eine Ueberpflanzung
fremder Nationalbilder, ſich in ihnen Goͤtter zu
denken, die wir nicht haben, Staͤdte und Laͤn-
der in Schutzgoͤttinnen und Genien zu denken,
die wir nicht kennen, Tugenden und Laſter zu
denken, wie wir ſie nicht denken wollen, allge-
meine Begriffe zu denken, ohne daß wir ſie in
der Symbole ſehen. Sie iſt alſo ein gelehrtes
Ruͤſt - ich will nicht ſagen Spielzeug aus frem-
den Laͤndern, das unter uns keinen Markt des
Anſchauens, kein Publikum hat.
Eben hiemit iſt Herrn Klotzen ein unerklaͤrlicher
leidesvoller Unterſchied erklaͤrt a); „Mit den Sinn-
„bildern auf alten Muͤnzen konnte der Lehrer des
„Geſchmacks, der Dichter, der Kuͤnſtler zufrieden
„ſeyn. Den neuern Vorſtellungen widerſpricht
„oft Vernunft, Geſchmack und Kunſt. Wer
„wollte es wagen, die Vorſtellungen auf neuern
„Muͤn-
a) S. 55. 56.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |