Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. ten, oder verschönert, oder verbessert, wie mancheshat sie in Griechenland hervor bringen können? Und wenn auch nur dies, daß da auf solche Art die Griechen einen Schatz von Bildern aus der Geheimnißdunkelheit der Aegypter gezogen, und auf den Märkten gleichsam dem Volke gemein machten, die schöne Bilderdenkart einer Nation entstehen können, die sich in allen Werken der Grie- chen und auch auf Münzen äussert -- Jn solcher Bildersprache sprach ihre Religion. sonst a) S. 53.
Kritiſche Waͤlder. ten, oder verſchoͤnert, oder verbeſſert, wie mancheshat ſie in Griechenland hervor bringen koͤnnen? Und wenn auch nur dies, daß da auf ſolche Art die Griechen einen Schatz von Bildern aus der Geheimnißdunkelheit der Aegypter gezogen, und auf den Maͤrkten gleichſam dem Volke gemein machten, die ſchoͤne Bilderdenkart einer Nation entſtehen koͤnnen, die ſich in allen Werken der Grie- chen und auch auf Muͤnzen aͤuſſert — Jn ſolcher Bilderſprache ſprach ihre Religion. ſonſt a) S. 53.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0060" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> ten, oder verſchoͤnert, oder verbeſſert, wie manches<lb/> hat ſie in Griechenland hervor bringen koͤnnen?<lb/> Und wenn auch nur dies, daß da auf ſolche Art<lb/> die Griechen einen Schatz von Bildern aus der<lb/> Geheimnißdunkelheit der Aegypter gezogen, und<lb/> auf den Maͤrkten gleichſam dem Volke gemein<lb/> machten, die ſchoͤne Bilderdenkart einer Nation<lb/> entſtehen koͤnnen, die ſich in allen Werken der Grie-<lb/> chen und auch auf Muͤnzen aͤuſſert —</p><lb/> <p>Jn ſolcher Bilderſprache ſprach ihre Religion.<lb/> Jhre Gottheiten waren dem Auge ſichtbar, in<lb/> ſchoͤnen Geſtalten ſichtbar, in ihren Verrichtungen<lb/> menſchlich, in der Geſchichte ihrer Tugenden und<lb/> Schwachheiten dichteriſch, in allem ſinnlich. Es<lb/> iſt bekannt, welche vortrefliche Muͤnzenfolge mit<lb/> den Bildern der Goͤtter und Goͤttinnen, der Schutz-<lb/> gottheiten einzelner Laͤnder, Provinzen, Staͤdte,<lb/> Familien und Perſonen prangen — wer kann ihnen<lb/> dieſe nun nachbilden, ſo daß jede Gottheit, das,<lb/> wie ſie ihnen war, bliebe? Ueber eine Dreifaltig-<lb/> keit unter dem Bilde eines dreikoͤpfichten Janus<lb/> lachen <note place="foot" n="a)">S. 53.</note>, iſt leicht, ſehr leicht; aber ein beſſres<lb/> Bild der Dreifaltigkeit angeben, das die Probe<lb/> griechiſcher Bildſamkeit hielte, waͤre ſchwerer,<lb/> ja unmoͤglich: dieſes Bild alſo gar zur Vergleichung<lb/> unſrer mit den Alten nehmen, iſt unzeitig. Die<lb/> Griechen hatten keine Dreifaltigkeit, wie wir;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſonſt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0060]
Kritiſche Waͤlder.
ten, oder verſchoͤnert, oder verbeſſert, wie manches
hat ſie in Griechenland hervor bringen koͤnnen?
Und wenn auch nur dies, daß da auf ſolche Art
die Griechen einen Schatz von Bildern aus der
Geheimnißdunkelheit der Aegypter gezogen, und
auf den Maͤrkten gleichſam dem Volke gemein
machten, die ſchoͤne Bilderdenkart einer Nation
entſtehen koͤnnen, die ſich in allen Werken der Grie-
chen und auch auf Muͤnzen aͤuſſert —
Jn ſolcher Bilderſprache ſprach ihre Religion.
Jhre Gottheiten waren dem Auge ſichtbar, in
ſchoͤnen Geſtalten ſichtbar, in ihren Verrichtungen
menſchlich, in der Geſchichte ihrer Tugenden und
Schwachheiten dichteriſch, in allem ſinnlich. Es
iſt bekannt, welche vortrefliche Muͤnzenfolge mit
den Bildern der Goͤtter und Goͤttinnen, der Schutz-
gottheiten einzelner Laͤnder, Provinzen, Staͤdte,
Familien und Perſonen prangen — wer kann ihnen
dieſe nun nachbilden, ſo daß jede Gottheit, das,
wie ſie ihnen war, bliebe? Ueber eine Dreifaltig-
keit unter dem Bilde eines dreikoͤpfichten Janus
lachen a), iſt leicht, ſehr leicht; aber ein beſſres
Bild der Dreifaltigkeit angeben, das die Probe
griechiſcher Bildſamkeit hielte, waͤre ſchwerer,
ja unmoͤglich: dieſes Bild alſo gar zur Vergleichung
unſrer mit den Alten nehmen, iſt unzeitig. Die
Griechen hatten keine Dreifaltigkeit, wie wir;
ſonſt
a) S. 53.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |