Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. fernt L. von mir lebt; so einen Stral von gutemVorurtheile geben mir seine Briefe für manches, das ich an Klotz ausgesetzt. Ein Schriftsteller, wie die- ser, von dem unser Lustrum bisher so willig ge- lernt, ist ja auch wohl werth, daß das zweite Lu- strum an ihm lerne. So wenig die Grazien im Styl des Hrn. Kl. "Der Neidische, der Hämische, der Rangsüch- -- -- Doch, wie viel Zeit habe ich verloh- Kritiſche Waͤlder. fernt L. von mir lebt; ſo einen Stral von gutemVorurtheile geben mir ſeine Briefe fuͤr manches, das ich an Klotz ausgeſetzt. Ein Schriftſteller, wie die- ſer, von dem unſer Luſtrum bisher ſo willig ge- lernt, iſt ja auch wohl werth, daß das zweite Lu- ſtrum an ihm lerne. So wenig die Grazien im Styl des Hrn. Kl. „Der Neidiſche, der Haͤmiſche, der Rangſuͤch- — — Doch, wie viel Zeit habe ich verloh- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0190" n="184"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> fernt L. von mir lebt; ſo einen Stral von gutem<lb/> Vorurtheile geben mir ſeine Briefe fuͤr manches, das<lb/> ich an Klotz ausgeſetzt. Ein Schriftſteller, wie die-<lb/> ſer, <hi rendition="#fr">von dem</hi> unſer <hi rendition="#aq">Luſtrum</hi> bisher ſo willig ge-<lb/> lernt, iſt ja auch wohl werth, daß das zweite <hi rendition="#aq">Lu-<lb/> ſtrum</hi> <hi rendition="#fr">an ihm</hi> lerne.</p><lb/> <p>So wenig die Grazien im Styl des Hrn. Kl.<lb/> meine Freundinnen ſeyn moͤgen; ſo wuͤnſche ich doch<lb/> mich in Entſchuldigung meines oft ſcharfen, oft An-<lb/> tiquariſchen Ausdrucks an ihn anzuſchließen. Mit<lb/> ihm ſage ich: „der ſchleichende fuͤße Komplimenten-<lb/> „ton ſchickte ſich weder zu dem Vorwurfe, noch zu<lb/> „der Einkleidung; auch liebt ihn der Verfaſſer uͤber-<lb/> „haupt nicht. Die Alten kannten das Ding nicht,<lb/> „was wir Hoͤflichkeit nennen. Jhre Urbanitaͤt war<lb/> „von ihr eben ſo weit, als von der Grobheit, entfernet.</p><lb/> <p>„Der Neidiſche, der Haͤmiſche, der Rangſuͤch-<lb/> „tige, der Verhetzer, der iſt, er mag ſich noch ſo<lb/> „hoͤflich ausdruͤcken, der wahre Grobe„ und wer<lb/> in dieſem ſuͤßen Tone ſeine Seichtigkeit und Halbge-<lb/> lehrtheit verbirgt, fuͤr alle, die er anlockt, ſich nach<lb/> ihm zu bilden, der ſchaͤdlichſte Gleißner — Die<lb/> Klotziſche Epiſode in der Deutſchen Litteratur<lb/> Schande, wahre Schande!</p><lb/> <p>— — Doch, wie viel Zeit habe ich verloh-<lb/> ren — —</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [184/0190]
Kritiſche Waͤlder.
fernt L. von mir lebt; ſo einen Stral von gutem
Vorurtheile geben mir ſeine Briefe fuͤr manches, das
ich an Klotz ausgeſetzt. Ein Schriftſteller, wie die-
ſer, von dem unſer Luſtrum bisher ſo willig ge-
lernt, iſt ja auch wohl werth, daß das zweite Lu-
ſtrum an ihm lerne.
So wenig die Grazien im Styl des Hrn. Kl.
meine Freundinnen ſeyn moͤgen; ſo wuͤnſche ich doch
mich in Entſchuldigung meines oft ſcharfen, oft An-
tiquariſchen Ausdrucks an ihn anzuſchließen. Mit
ihm ſage ich: „der ſchleichende fuͤße Komplimenten-
„ton ſchickte ſich weder zu dem Vorwurfe, noch zu
„der Einkleidung; auch liebt ihn der Verfaſſer uͤber-
„haupt nicht. Die Alten kannten das Ding nicht,
„was wir Hoͤflichkeit nennen. Jhre Urbanitaͤt war
„von ihr eben ſo weit, als von der Grobheit, entfernet.
„Der Neidiſche, der Haͤmiſche, der Rangſuͤch-
„tige, der Verhetzer, der iſt, er mag ſich noch ſo
„hoͤflich ausdruͤcken, der wahre Grobe„ und wer
in dieſem ſuͤßen Tone ſeine Seichtigkeit und Halbge-
lehrtheit verbirgt, fuͤr alle, die er anlockt, ſich nach
ihm zu bilden, der ſchaͤdlichſte Gleißner — Die
Klotziſche Epiſode in der Deutſchen Litteratur
Schande, wahre Schande!
— — Doch, wie viel Zeit habe ich verloh-
ren — —
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