Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Drittes Wäldchen. Gegenden wird zeigen, wie vieles dazu auch derTon der Stimme beitrage, der Alles dies der Welt verkündigte. Das ist nun gut für Griechen und Römer: Zuerst, die ältesten Nachrichten von Deutsch- es
Drittes Waͤldchen. Gegenden wird zeigen, wie vieles dazu auch derTon der Stimme beitrage, der Alles dies der Welt verkuͤndigte. Das iſt nun gut fuͤr Griechen und Roͤmer: Zuerſt, die aͤlteſten Nachrichten von Deutſch- es
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Drittes Waͤldchen.
Gegenden wird zeigen, wie vieles dazu auch der
Ton der Stimme beitrage, der Alles dies der
Welt verkuͤndigte.
Das iſt nun gut fuͤr Griechen und Roͤmer:
aber warum, daß wir unſre Geſchichte nicht eben
ſo verkuͤndigen? und den Ton unſrer Stimme nicht
auch wuͤrdig unſres Vaterlandes und unſrer Zeit
machen? — Regeln genug liegen da. Hiſtori-
ſche Geſellſchaften ſind errichtet. Jeder arbeitet
an der hiſtoriſchen Kunſt: nur, an der Hiſtorie
ſelbſt — wenige. Und ſelbſt unter den wenigen,
wo ſind die Thucydides, Xenophons, Livius, Ta-
citus, und Hume’s unſres Deutſchlandes? — —
Jſt es einem Wanderer, der nicht ein dogmatiſcher
Kuͤnſtler der Geſchichte ſeyn will, und kein prakti-
ſcher Kuͤnſtler ſeyn kann, erlaubt, den mittlern
Weg der Unterſuchung zu nehmen: nicht, worinn
und warum ſich die Hiſtoriographie der Neuen und
Alten unterſcheide? „denn dieſes große Thema iſt
„fuͤr dieſen Ort zu groß„; ſondern nur, warum ſich
die deutſche Geſchichte nicht ſo ſchlechtweg à la Grec-
que oder à la Françoiſe behandeln laſſe, wie unſre
Graͤciſirenden und Franzoͤſirenden Schoͤnſprecher
wollen.
Zuerſt, die aͤlteſten Nachrichten von Deutſch-
land haben eine andre Bewandniß, als die alte
Geſchichte des griechiſchen oder roͤmiſchen Urſprun-
ges. Wenn dieſe Altmuͤttermaͤrchen iſt, ſo iſt ſie
es
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