Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Vorrede. lich, wenn er auch in der Gegenstimme aus-schweift? wenn er seinen rechtmäßigen Tadel mit Feuer sagt? O sollte mancher so viel zurückzahlen müssen, als er unrecht zu em- pfangen gewußt, wie viel ist er noch schul- dig? -- Und zudem, ist hier wohl die Hälfte der Ungezogenheiten, die die Klotzische Bi- bliothek gegen die besten Schriftsteller Deutsch- landes bewiesen? und ist bey einem Klub, wo sanfte Kritik den Lauf des Muthwillens nicht stören kann, ein andrer Weg mög- lich? "Aber warum Namenlos, aus dem Dun- Frage, A 5
Vorrede. lich, wenn er auch in der Gegenſtimme aus-ſchweift? wenn er ſeinen rechtmaͤßigen Tadel mit Feuer ſagt? O ſollte mancher ſo viel zuruͤckzahlen muͤſſen, als er unrecht zu em- pfangen gewußt, wie viel iſt er noch ſchul- dig? — Und zudem, iſt hier wohl die Haͤlfte der Ungezogenheiten, die die Klotziſche Bi- bliothek gegen die beſten Schriftſteller Deutſch- landes bewieſen? und iſt bey einem Klub, wo ſanfte Kritik den Lauf des Muthwillens nicht ſtoͤren kann, ein andrer Weg moͤg- lich? „Aber warum Namenlos, aus dem Dun- Frage, A 5
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="[9]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</hi></fw><lb/> lich, wenn er auch in der Gegenſtimme aus-<lb/> ſchweift? wenn er ſeinen rechtmaͤßigen Tadel<lb/> mit Feuer ſagt? O ſollte mancher ſo viel<lb/> zuruͤckzahlen muͤſſen, als er unrecht zu em-<lb/> pfangen gewußt, wie viel iſt er noch ſchul-<lb/> dig? — Und zudem, iſt hier wohl die Haͤlfte<lb/> der Ungezogenheiten, die die Klotziſche Bi-<lb/> bliothek gegen die beſten Schriftſteller Deutſch-<lb/> landes bewieſen? und iſt bey einem Klub,<lb/> wo ſanfte Kritik den Lauf des Muthwillens<lb/> nicht ſtoͤren kann, ein andrer Weg moͤg-<lb/> lich?</p><lb/> <p>„Aber warum Namenlos, aus dem Dun-<lb/> „keln hervor?„ Habe ichs nicht ſchon geſagt:<lb/> mein Name iſt keine Suͤnde! War mein<lb/> Buch wider den Charakter der Ehrlichkeit<lb/> ſeines Schriftſtellers: war es wider die Re-<lb/> ligion und den Staat; ſo ging es die Cen-<lb/> ſur, ſo ſollte es nicht gedruckt werden! Und<lb/> in dieſem Fall allein iſt der Name des Schrift-<lb/> ſtellers und ſeine Perſon in ſein Werk ver-<lb/> flochten! — Aber nun! nichts als kritiſche<lb/> Streitigkeiten, Ventilationen dieſer und jener<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Frage,</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [[9]/0015]
Vorrede.
lich, wenn er auch in der Gegenſtimme aus-
ſchweift? wenn er ſeinen rechtmaͤßigen Tadel
mit Feuer ſagt? O ſollte mancher ſo viel
zuruͤckzahlen muͤſſen, als er unrecht zu em-
pfangen gewußt, wie viel iſt er noch ſchul-
dig? — Und zudem, iſt hier wohl die Haͤlfte
der Ungezogenheiten, die die Klotziſche Bi-
bliothek gegen die beſten Schriftſteller Deutſch-
landes bewieſen? und iſt bey einem Klub,
wo ſanfte Kritik den Lauf des Muthwillens
nicht ſtoͤren kann, ein andrer Weg moͤg-
lich?
„Aber warum Namenlos, aus dem Dun-
„keln hervor?„ Habe ichs nicht ſchon geſagt:
mein Name iſt keine Suͤnde! War mein
Buch wider den Charakter der Ehrlichkeit
ſeines Schriftſtellers: war es wider die Re-
ligion und den Staat; ſo ging es die Cen-
ſur, ſo ſollte es nicht gedruckt werden! Und
in dieſem Fall allein iſt der Name des Schrift-
ſtellers und ſeine Perſon in ſein Werk ver-
flochten! — Aber nun! nichts als kritiſche
Streitigkeiten, Ventilationen dieſer und jener
Frage,
A 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |