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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Kritische Wälder.
menhängen. Und nimmer - - doch gnug! die
klotzische Schrift, ihrem Tone und Jnhalte, ihrer
Schlußart und Ordnung nach, zusammt den Lob-
sprüchen, die sie ertheilt und erhalten, wird unsrer
Nachkommenschaft eine so schöne Probe vom bün-
digen Geschmacke unsrer Zeit geben, daß ich ihr
also mit gutem Herzen die Ewigkeit wünsche, und
unwillig die Feder wegwerfe -- --

-- statt des Beschlusses
ein Auszug aus einem Briefe. --

Nun das heißt Geduld! Sagen Sie mir
doch, welcher gütige oder ungütige Dämon sie bei
einem Buche hat vesthalten können, das für mich
eins der langweiligsten unsres Jahrhunderts gewe-
sen? welcher Dämon sie vestgehalten, die Schlüsse,
die Schlußreihen zu entblößen, die keine Schlüsse,
die die größten Armseligkeiten des feinen Geschmacks
sind, der von unerklärlichen Empfindungen kommt,
und wieder zu unerklärlichen Empfindungen hin-
eilet. -- --

Und Jhre Analyse dieses Münzenwerks soll
gedruckt werden? Sie wollen es wagen, den Ar-
tigsten unsrer Schriftsteller in dem Jämmerlichen
zu zeigen, was er wiederkauet, in dem völlig
Unbestimmten, wie ers herlallet, in dem Unzu-
sammenhangenden, wie er fremde halbverstandne

Gedan-

Kritiſche Waͤlder.
menhaͤngen. Und nimmer - - doch gnug! die
klotziſche Schrift, ihrem Tone und Jnhalte, ihrer
Schlußart und Ordnung nach, zuſammt den Lob-
ſpruͤchen, die ſie ertheilt und erhalten, wird unſrer
Nachkommenſchaft eine ſo ſchoͤne Probe vom buͤn-
digen Geſchmacke unſrer Zeit geben, daß ich ihr
alſo mit gutem Herzen die Ewigkeit wuͤnſche, und
unwillig die Feder wegwerfe — —

— ſtatt des Beſchluſſes
ein Auszug aus einem Briefe. —

Nun das heißt Geduld! Sagen Sie mir
doch, welcher guͤtige oder unguͤtige Daͤmon ſie bei
einem Buche hat veſthalten koͤnnen, das fuͤr mich
eins der langweiligſten unſres Jahrhunderts gewe-
ſen? welcher Daͤmon ſie veſtgehalten, die Schluͤſſe,
die Schlußreihen zu entbloͤßen, die keine Schluͤſſe,
die die groͤßten Armſeligkeiten des feinen Geſchmacks
ſind, der von unerklaͤrlichen Empfindungen kommt,
und wieder zu unerklaͤrlichen Empfindungen hin-
eilet. — —

Und Jhre Analyſe dieſes Muͤnzenwerks ſoll
gedruckt werden? Sie wollen es wagen, den Ar-
tigſten unſrer Schriftſteller in dem Jaͤmmerlichen
zu zeigen, was er wiederkauet, in dem voͤllig
Unbeſtimmten, wie ers herlallet, in dem Unzu-
ſammenhangenden, wie er fremde halbverſtandne

Gedan-
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[120/0126] Kritiſche Waͤlder. menhaͤngen. Und nimmer - - doch gnug! die klotziſche Schrift, ihrem Tone und Jnhalte, ihrer Schlußart und Ordnung nach, zuſammt den Lob- ſpruͤchen, die ſie ertheilt und erhalten, wird unſrer Nachkommenſchaft eine ſo ſchoͤne Probe vom buͤn- digen Geſchmacke unſrer Zeit geben, daß ich ihr alſo mit gutem Herzen die Ewigkeit wuͤnſche, und unwillig die Feder wegwerfe — — — ſtatt des Beſchluſſes ein Auszug aus einem Briefe. — Nun das heißt Geduld! Sagen Sie mir doch, welcher guͤtige oder unguͤtige Daͤmon ſie bei einem Buche hat veſthalten koͤnnen, das fuͤr mich eins der langweiligſten unſres Jahrhunderts gewe- ſen? welcher Daͤmon ſie veſtgehalten, die Schluͤſſe, die Schlußreihen zu entbloͤßen, die keine Schluͤſſe, die die groͤßten Armſeligkeiten des feinen Geſchmacks ſind, der von unerklaͤrlichen Empfindungen kommt, und wieder zu unerklaͤrlichen Empfindungen hin- eilet. — — Und Jhre Analyſe dieſes Muͤnzenwerks ſoll gedruckt werden? Sie wollen es wagen, den Ar- tigſten unſrer Schriftſteller in dem Jaͤmmerlichen zu zeigen, was er wiederkauet, in dem voͤllig Unbeſtimmten, wie ers herlallet, in dem Unzu- ſammenhangenden, wie er fremde halbverſtandne Gedan-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/126>, abgerufen am 24.11.2024.