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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Drittes Wäldchen.
nach allem erst Geschmack: will dieser sich vor-
drängen, wie übel kann er oft zurückkommen. Jch
habe den Unterschied gezeigt, ich mag ihn nicht
wiederholen.

Eben daher nimmt sich in sehr unabhängigen
Monarchien, wo alles auf die Willkühr und den
Geschmack des Landesherrn ankommt, die Mün-
zenkunst eben so leicht auf, als sie in einem Lande
voll Fürsten und Stände, voll Staatsrecht und
Herkommen, wie z. E. Deutschland ist, dem
anderweitigen guten Geschmacke unbeschadet, leider!
zurückbleiben muß. Jch wünschte, daß ein Mann
von Staatskunde zugleich der Lehrer des Geschmacks,
der Könige und Fürsten geworden wäre; die
Satyre meines Verf. über Deutschland ohne Ein-
sicht in die deutsche Verfassung ist mit nichts; als
der Satyre über das deutsche Publikum, zu ver-
gleichen, die er selbst an seinem liebsten Grillo so
süß verspottet hat a).

3. So sehr ich auch den Münzen Geschmack
wünsche: so sehe ich doch eine Reformation ihrer
am wenigsten als die Reformation eines Landes
an. Nach unsrer Verfassung kann von ihnen am
mindesten der bessere Geschmack ausgehen, da sie
nur durch das schwächste Band mit der Cultur
einer Nation in Wissenschaften und Künsten zusam-

menhän-
a) S. Klotz. Bibl. St. 3.
H 4

Drittes Waͤldchen.
nach allem erſt Geſchmack: will dieſer ſich vor-
draͤngen, wie uͤbel kann er oft zuruͤckkommen. Jch
habe den Unterſchied gezeigt, ich mag ihn nicht
wiederholen.

Eben daher nimmt ſich in ſehr unabhaͤngigen
Monarchien, wo alles auf die Willkuͤhr und den
Geſchmack des Landesherrn ankommt, die Muͤn-
zenkunſt eben ſo leicht auf, als ſie in einem Lande
voll Fuͤrſten und Staͤnde, voll Staatsrecht und
Herkommen, wie z. E. Deutſchland iſt, dem
anderweitigen guten Geſchmacke unbeſchadet, leider!
zuruͤckbleiben muß. Jch wuͤnſchte, daß ein Mann
von Staatskunde zugleich der Lehrer des Geſchmacks,
der Koͤnige und Fuͤrſten geworden waͤre; die
Satyre meines Verf. uͤber Deutſchland ohne Ein-
ſicht in die deutſche Verfaſſung iſt mit nichts; als
der Satyre uͤber das deutſche Publikum, zu ver-
gleichen, die er ſelbſt an ſeinem liebſten Grillo ſo
ſuͤß verſpottet hat a).

3. So ſehr ich auch den Muͤnzen Geſchmack
wuͤnſche: ſo ſehe ich doch eine Reformation ihrer
am wenigſten als die Reformation eines Landes
an. Nach unſrer Verfaſſung kann von ihnen am
mindeſten der beſſere Geſchmack ausgehen, da ſie
nur durch das ſchwaͤchſte Band mit der Cultur
einer Nation in Wiſſenſchaften und Kuͤnſten zuſam-

menhaͤn-
a) S. Klotz. Bibl. St. 3.
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[119/0125] Drittes Waͤldchen. nach allem erſt Geſchmack: will dieſer ſich vor- draͤngen, wie uͤbel kann er oft zuruͤckkommen. Jch habe den Unterſchied gezeigt, ich mag ihn nicht wiederholen. Eben daher nimmt ſich in ſehr unabhaͤngigen Monarchien, wo alles auf die Willkuͤhr und den Geſchmack des Landesherrn ankommt, die Muͤn- zenkunſt eben ſo leicht auf, als ſie in einem Lande voll Fuͤrſten und Staͤnde, voll Staatsrecht und Herkommen, wie z. E. Deutſchland iſt, dem anderweitigen guten Geſchmacke unbeſchadet, leider! zuruͤckbleiben muß. Jch wuͤnſchte, daß ein Mann von Staatskunde zugleich der Lehrer des Geſchmacks, der Koͤnige und Fuͤrſten geworden waͤre; die Satyre meines Verf. uͤber Deutſchland ohne Ein- ſicht in die deutſche Verfaſſung iſt mit nichts; als der Satyre uͤber das deutſche Publikum, zu ver- gleichen, die er ſelbſt an ſeinem liebſten Grillo ſo ſuͤß verſpottet hat a). 3. So ſehr ich auch den Muͤnzen Geſchmack wuͤnſche: ſo ſehe ich doch eine Reformation ihrer am wenigſten als die Reformation eines Landes an. Nach unſrer Verfaſſung kann von ihnen am mindeſten der beſſere Geſchmack ausgehen, da ſie nur durch das ſchwaͤchſte Band mit der Cultur einer Nation in Wiſſenſchaften und Kuͤnſten zuſam- menhaͤn- a) S. Klotz. Bibl. St. 3. H 4

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/125>, abgerufen am 24.11.2024.