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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Drittes Wäldchen.
das Münzwesen nicht ein Werk des Volks und der
Zeit ist. Nichts ist deutlicher, als diese Ein-
schränkung: nichts räumt auch mehr auf. Jn
Griechenland, zu den Zeiten der Republiken war
das Münzwesen eine Sache des Publikum: die
Vorstellungen waren entweder öffentlich bestimmt,
oder wenn sie neu bestimmt wurden, so von der
Obrigkeit, die den Staat vorstellte. Man konnte
also in gelindem Verstande sagen, diese wählten
im Namen des Volks, das wenigstens ihr Bild
und Aufschrift kannte, beurtheilen konnte, und
vielleicht gebilligt hatte. -- -- Jn den Republi-
kanischen Zeiten Roms weiß man die strengen
Münzgesetze, die kein Privatbild auf die Münzen
zuließen. Jn diesen Zeiten kann man noch sagen,
daß die Münzen ein Werk des Publikum; allein
man weiß auch, wie simpel und einförmig beinahe
sie damals gerathen, da man in freien Republiken
nie gern ohne Noth Abänderungen machet.

Zu den Zeiten einer Monarchie kann sich aus
vielen Ursachen die Münzenkunst mehr aufnehmen:
allein um so uneigentlicher schon ein Werk des
Publikum. Unter einem Philippus, und Alexan-
der dem Großen, und den Ptolomäern, und den
Seleuciden, und den Cäsaren sind die Münzen
vortreflich: sie können über nichts als die Unver-
werflichkeit derer zeugen, denen der Hof die Münz-
sorge aufgetragen, und wenn man will, über die

Güte
H 2

Drittes Waͤldchen.
das Muͤnzweſen nicht ein Werk des Volks und der
Zeit iſt. Nichts iſt deutlicher, als dieſe Ein-
ſchraͤnkung: nichts raͤumt auch mehr auf. Jn
Griechenland, zu den Zeiten der Republiken war
das Muͤnzweſen eine Sache des Publikum: die
Vorſtellungen waren entweder oͤffentlich beſtimmt,
oder wenn ſie neu beſtimmt wurden, ſo von der
Obrigkeit, die den Staat vorſtellte. Man konnte
alſo in gelindem Verſtande ſagen, dieſe waͤhlten
im Namen des Volks, das wenigſtens ihr Bild
und Aufſchrift kannte, beurtheilen konnte, und
vielleicht gebilligt hatte. — — Jn den Republi-
kaniſchen Zeiten Roms weiß man die ſtrengen
Muͤnzgeſetze, die kein Privatbild auf die Muͤnzen
zuließen. Jn dieſen Zeiten kann man noch ſagen,
daß die Muͤnzen ein Werk des Publikum; allein
man weiß auch, wie ſimpel und einfoͤrmig beinahe
ſie damals gerathen, da man in freien Republiken
nie gern ohne Noth Abaͤnderungen machet.

Zu den Zeiten einer Monarchie kann ſich aus
vielen Urſachen die Muͤnzenkunſt mehr aufnehmen:
allein um ſo uneigentlicher ſchon ein Werk des
Publikum. Unter einem Philippus, und Alexan-
der dem Großen, und den Ptolomaͤern, und den
Seleuciden, und den Caͤſaren ſind die Muͤnzen
vortreflich: ſie koͤnnen uͤber nichts als die Unver-
werflichkeit derer zeugen, denen der Hof die Muͤnz-
ſorge aufgetragen, und wenn man will, uͤber die

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[115/0121] Drittes Waͤldchen. das Muͤnzweſen nicht ein Werk des Volks und der Zeit iſt. Nichts iſt deutlicher, als dieſe Ein- ſchraͤnkung: nichts raͤumt auch mehr auf. Jn Griechenland, zu den Zeiten der Republiken war das Muͤnzweſen eine Sache des Publikum: die Vorſtellungen waren entweder oͤffentlich beſtimmt, oder wenn ſie neu beſtimmt wurden, ſo von der Obrigkeit, die den Staat vorſtellte. Man konnte alſo in gelindem Verſtande ſagen, dieſe waͤhlten im Namen des Volks, das wenigſtens ihr Bild und Aufſchrift kannte, beurtheilen konnte, und vielleicht gebilligt hatte. — — Jn den Republi- kaniſchen Zeiten Roms weiß man die ſtrengen Muͤnzgeſetze, die kein Privatbild auf die Muͤnzen zuließen. Jn dieſen Zeiten kann man noch ſagen, daß die Muͤnzen ein Werk des Publikum; allein man weiß auch, wie ſimpel und einfoͤrmig beinahe ſie damals gerathen, da man in freien Republiken nie gern ohne Noth Abaͤnderungen machet. Zu den Zeiten einer Monarchie kann ſich aus vielen Urſachen die Muͤnzenkunſt mehr aufnehmen: allein um ſo uneigentlicher ſchon ein Werk des Publikum. Unter einem Philippus, und Alexan- der dem Großen, und den Ptolomaͤern, und den Seleuciden, und den Caͤſaren ſind die Muͤnzen vortreflich: ſie koͤnnen uͤber nichts als die Unver- werflichkeit derer zeugen, denen der Hof die Muͤnz- ſorge aufgetragen, und wenn man will, uͤber die Guͤte H 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/121>, abgerufen am 24.11.2024.