Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. "als in allen seinen Handlungen?" a) Nichtsweniger! und mich wundert, daß ein Gesunder so etwas behaupten könne. Vielmehr ist auf Mün- zen nichts, als die Größe, die Tapferkeit, der Hel- denmuth Ludwigs, recht das Jdeal eines Ludwigs des Großen sichtbar. Eine gränzenlose Ehrbe- gierde, eine freudige Aufopferung der Treue, der Menschenliebe, des Wohls seiner Länder offenbart sich da nicht, und Ludwig würde es der Akademie schlecht verdankt haben, wenn sie so etwas auf Münzen hätte offenbaren wollen. Umgekehrt kann beinahe kein Fürst seyn, dessen wirkliche Handlun- gen und Münzvorstellungen, was Geist, was Cha- rakter anbetrift, uneiniger seyn können, und Gnade allen Königen und Fürsten des Jahrhunderts Lude- wigs und unsrer Zeit, wenn die Nachwelt so, wie der Richter unsrer und der Vorwelt, Hr. Kl. aus Münzen ihr Urtheil fällen, auf Münzen Gei- ster sehen, Charaktere kennen, Denkungsarten er- forschen, und so den Rang bestimmen wollte. Wie sehr riefe alsdenn Ludwig vor allen Neuern her- vor? und wie klein ist oft die Veranlassung zu sei- ner prächtigsten Münze. "Mir wenigstens, fährt Klotz fort b), gibt "gnüg- a) [Spaltenumbruch]
S. 19. b) [Spaltenumbruch]
S. 19.
Kritiſche Waͤlder. „als in allen ſeinen Handlungen?„ a) Nichtsweniger! und mich wundert, daß ein Geſunder ſo etwas behaupten koͤnne. Vielmehr iſt auf Muͤn- zen nichts, als die Groͤße, die Tapferkeit, der Hel- denmuth Ludwigs, recht das Jdeal eines Ludwigs des Großen ſichtbar. Eine graͤnzenloſe Ehrbe- gierde, eine freudige Aufopferung der Treue, der Menſchenliebe, des Wohls ſeiner Laͤnder offenbart ſich da nicht, und Ludwig wuͤrde es der Akademie ſchlecht verdankt haben, wenn ſie ſo etwas auf Muͤnzen haͤtte offenbaren wollen. Umgekehrt kann beinahe kein Fuͤrſt ſeyn, deſſen wirkliche Handlun- gen und Muͤnzvorſtellungen, was Geiſt, was Cha- rakter anbetrift, uneiniger ſeyn koͤnnen, und Gnade allen Koͤnigen und Fuͤrſten des Jahrhunderts Lude- wigs und unſrer Zeit, wenn die Nachwelt ſo, wie der Richter unſrer und der Vorwelt, Hr. Kl. aus Muͤnzen ihr Urtheil faͤllen, auf Muͤnzen Gei- ſter ſehen, Charaktere kennen, Denkungsarten er- forſchen, und ſo den Rang beſtimmen wollte. Wie ſehr riefe alsdenn Ludwig vor allen Neuern her- vor? und wie klein iſt oft die Veranlaſſung zu ſei- ner praͤchtigſten Muͤnze. „Mir wenigſtens, faͤhrt Klotz fort b), gibt „gnuͤg- a) [Spaltenumbruch]
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Kritiſche Waͤlder.
„als in allen ſeinen Handlungen?„ a) Nichts
weniger! und mich wundert, daß ein Geſunder ſo
etwas behaupten koͤnne. Vielmehr iſt auf Muͤn-
zen nichts, als die Groͤße, die Tapferkeit, der Hel-
denmuth Ludwigs, recht das Jdeal eines Ludwigs
des Großen ſichtbar. Eine graͤnzenloſe Ehrbe-
gierde, eine freudige Aufopferung der Treue, der
Menſchenliebe, des Wohls ſeiner Laͤnder offenbart
ſich da nicht, und Ludwig wuͤrde es der Akademie
ſchlecht verdankt haben, wenn ſie ſo etwas auf
Muͤnzen haͤtte offenbaren wollen. Umgekehrt kann
beinahe kein Fuͤrſt ſeyn, deſſen wirkliche Handlun-
gen und Muͤnzvorſtellungen, was Geiſt, was Cha-
rakter anbetrift, uneiniger ſeyn koͤnnen, und Gnade
allen Koͤnigen und Fuͤrſten des Jahrhunderts Lude-
wigs und unſrer Zeit, wenn die Nachwelt ſo, wie
der Richter unſrer und der Vorwelt, Hr. Kl. aus
Muͤnzen ihr Urtheil faͤllen, auf Muͤnzen Gei-
ſter ſehen, Charaktere kennen, Denkungsarten er-
forſchen, und ſo den Rang beſtimmen wollte. Wie
ſehr riefe alsdenn Ludwig vor allen Neuern her-
vor? und wie klein iſt oft die Veranlaſſung zu ſei-
ner praͤchtigſten Muͤnze.
„Mir wenigſtens, faͤhrt Klotz fort b), gibt
„die Akademie, welche dafuͤr bezahlt wurde, daß
„ſie ihren Stifter durch pralende Muͤnzen ver-
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