Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Zweites Wäldchen. kampf, einen Wettlauf, ein Ballschlagen; denn wasist jenes mehr? neu ausgeziert, schön variirt, präch- tig amplificirt in Verse zu zwingen: dem Kenner Pindars ist erlaubt zu schreiben a): Nempe, si quid videmus, de tota re ita iudicandum est: Exornandi argumenti caussa adsumere, Pindarum plerumque ea, quae cum illo aliquo modo coniun- cta sint: interdum verecunde (welch ein Präceptor- urtheil!) in his versari & modeste, saepius auda- cius, liberiusque euagari, atque etiam, quae lon- gius petita sint, non tam adducere, quam trahere (wie ungleich wäre Pindar dem Vorbilde seines Ge- sanges, dem edeln Jünglinge, der gewiß ja die kür- zeste Bahn nahm!) diutius etiam interdum in iis morari, quam reliqua pati videantur, sed habere Poetam non solum excusationem necessitatis -- -- Jch schreibe nicht weiter. Für solchen theuren Schulpindar mit allen seinen Digressionen danke. Vielleicht wird mir ein andrer Ort Muße geben, den edlen griechischen Pindar zu zeichnen, den man so sehr verkennet: und da auch die horazischen Oden mitzunehmen, die ich in Pindars Manier glaube. III. Saltus in carmine ab alia re in aliam. nicht a) Klotz. act. litt. Vol I. p. 128. b) Opusc. p. 137. Q
Zweites Waͤldchen. kampf, einen Wettlauf, ein Ballſchlagen; denn wasiſt jenes mehr? neu ausgeziert, ſchoͤn variirt, praͤch- tig amplificirt in Verſe zu zwingen: dem Kenner Pindars iſt erlaubt zu ſchreiben a): Nempe, ſi quid videmus, de tota re ita iudicandum eſt: Exornandi argumenti cauſſa adſumere, Pindarum plerumque ea, quae cum illo aliquo modo coniun- cta ſint: interdum verecunde (welch ein Praͤceptor- urtheil!) in his verſari & modeſte, ſaepius auda- cius, liberiusque euagari, atque etiam, quae lon- gius petita ſint, non tam adducere, quam trahere (wie ungleich waͤre Pindar dem Vorbilde ſeines Ge- ſanges, dem edeln Juͤnglinge, der gewiß ja die kuͤr- zeſte Bahn nahm!) diutius etiam interdum in iis morari, quam reliqua pati videantur, ſed habere Poetam non ſolum excuſationem neceſſitatis — — Jch ſchreibe nicht weiter. Fuͤr ſolchen theuren Schulpindar mit allen ſeinen Digreſſionen danke. Vielleicht wird mir ein andrer Ort Muße geben, den edlen griechiſchen Pindar zu zeichnen, den man ſo ſehr verkennet: und da auch die horaziſchen Oden mitzunehmen, die ich in Pindars Manier glaube. III. Saltus in carmine ab alia re in aliam. nicht a) Klotz. act. litt. Vol I. p. 128. b) Opuſc. p. 137. Q
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Zweites Waͤldchen.
kampf, einen Wettlauf, ein Ballſchlagen; denn was
iſt jenes mehr? neu ausgeziert, ſchoͤn variirt, praͤch-
tig amplificirt in Verſe zu zwingen: dem Kenner
Pindars iſt erlaubt zu ſchreiben a): Nempe, ſi
quid videmus, de tota re ita iudicandum eſt:
Exornandi argumenti cauſſa adſumere, Pindarum
plerumque ea, quae cum illo aliquo modo coniun-
cta ſint: interdum verecunde (welch ein Praͤceptor-
urtheil!) in his verſari & modeſte, ſaepius auda-
cius, liberiusque euagari, atque etiam, quae lon-
gius petita ſint, non tam adducere, quam trahere
(wie ungleich waͤre Pindar dem Vorbilde ſeines Ge-
ſanges, dem edeln Juͤnglinge, der gewiß ja die kuͤr-
zeſte Bahn nahm!) diutius etiam interdum in iis
morari, quam reliqua pati videantur, ſed habere
Poetam non ſolum excuſationem neceſſitatis — —
Jch ſchreibe nicht weiter. Fuͤr ſolchen theuren
Schulpindar mit allen ſeinen Digreſſionen danke.
Vielleicht wird mir ein andrer Ort Muße geben,
den edlen griechiſchen Pindar zu zeichnen, den man
ſo ſehr verkennet: und da auch die horaziſchen Oden
mitzunehmen, die ich in Pindars Manier glaube.
III. Saltus in carmine ab alia re in aliam.
Mich duͤnkt, der Verfaſſer wird ſelbſt den Spott,
uͤber die ſo genannte ſcientifiſche Merhode b), hier
nicht
a) Klotz. act. litt. Vol I. p. 128.
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