Clarke einher spatzieret, und mit kaltem, ruhigem Blute die Auslegung seines Vorgängers wäget. Hr. Kl. würde dieser Uebertreibung des Ausdruckes mehr entgangen seyn, wenn er nicht eben im Strei- te mit einem andern den Poeten hätte commentiren, sondern sich den ruhigen Eindrücken desselben, ohne einen fremden Gegenstoß, hätte überlassen wollen.
Ja, ich habe noch Eins auf dem Herzen, das ich beim Lesen der klotzischen Schriften über Horaz mehr, als einmal, empfunden. Niemand in der Welt spricht bei aller Gelegenheit vom ingenio amoeno, vom sensu boni & pulcri lieber, als Hr. Kl. und niemand in der Welt hat die Kritiker mehr, und bis zum Ueberdrusse mehr getadelt, tam- quam omnis venustatis expertes, als Er. Bei dem Anfange eines jeden Schriftchens, in der Mit- te, und am Ende, findet er immer Gelegenheit und Platz, sein ingenium venustum, elegans, pul- crum zu preisen, gegen die Criticos aller Zeiten zu preisen, es seiner Zeit, als eine Ausnahme, als den Anfang einer Epoche, als den Stifter einer neuen güldnen Zeit des Geschmacks anzurühmen; indessen sehe ich doch dies ingenium venustum nicht immer, wo ichs sehen will. Hr. Klotz, den ich nicht die Ehre habe, von Person zu kennen, scheint eine feu- rige, zarte Seele zu haben, die den Eindruck des Schönen lebhaft fühlet, und mit der Einbildungs- kraft oft ausbildet. Will man mir indessen ein
Aber
Kritiſche Waͤlder.
Clarke einher ſpatzieret, und mit kaltem, ruhigem Blute die Auslegung ſeines Vorgaͤngers waͤget. Hr. Kl. wuͤrde dieſer Uebertreibung des Ausdruckes mehr entgangen ſeyn, wenn er nicht eben im Strei- te mit einem andern den Poeten haͤtte commentiren, ſondern ſich den ruhigen Eindruͤcken deſſelben, ohne einen fremden Gegenſtoß, haͤtte uͤberlaſſen wollen.
Ja, ich habe noch Eins auf dem Herzen, das ich beim Leſen der klotziſchen Schriften uͤber Horaz mehr, als einmal, empfunden. Niemand in der Welt ſpricht bei aller Gelegenheit vom ingenio amœno, vom ſenſu boni & pulcri lieber, als Hr. Kl. und niemand in der Welt hat die Kritiker mehr, und bis zum Ueberdruſſe mehr getadelt, tam- quam omnis venuſtatis expertes, als Er. Bei dem Anfange eines jeden Schriftchens, in der Mit- te, und am Ende, findet er immer Gelegenheit und Platz, ſein ingenium venuſtum, elegans, pul- crum zu preiſen, gegen die Criticos aller Zeiten zu preiſen, es ſeiner Zeit, als eine Ausnahme, als den Anfang einer Epoche, als den Stifter einer neuen guͤldnen Zeit des Geſchmacks anzuruͤhmen; indeſſen ſehe ich doch dies ingenium venuſtum nicht immer, wo ichs ſehen will. Hr. Klotz, den ich nicht die Ehre habe, von Perſon zu kennen, ſcheint eine feu- rige, zarte Seele zu haben, die den Eindruck des Schoͤnen lebhaft fuͤhlet, und mit der Einbildungs- kraft oft ausbildet. Will man mir indeſſen ein
Aber
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Kritiſche Waͤlder.
Clarke einher ſpatzieret, und mit kaltem, ruhigem
Blute die Auslegung ſeines Vorgaͤngers waͤget.
Hr. Kl. wuͤrde dieſer Uebertreibung des Ausdruckes
mehr entgangen ſeyn, wenn er nicht eben im Strei-
te mit einem andern den Poeten haͤtte commentiren,
ſondern ſich den ruhigen Eindruͤcken deſſelben, ohne
einen fremden Gegenſtoß, haͤtte uͤberlaſſen wollen.
Ja, ich habe noch Eins auf dem Herzen, das
ich beim Leſen der klotziſchen Schriften uͤber Horaz
mehr, als einmal, empfunden. Niemand in der
Welt ſpricht bei aller Gelegenheit vom ingenio
amœno, vom ſenſu boni & pulcri lieber, als
Hr. Kl. und niemand in der Welt hat die Kritiker
mehr, und bis zum Ueberdruſſe mehr getadelt, tam-
quam omnis venuſtatis expertes, als Er. Bei
dem Anfange eines jeden Schriftchens, in der Mit-
te, und am Ende, findet er immer Gelegenheit und
Platz, ſein ingenium venuſtum, elegans, pul-
crum zu preiſen, gegen die Criticos aller Zeiten zu
preiſen, es ſeiner Zeit, als eine Ausnahme, als den
Anfang einer Epoche, als den Stifter einer neuen
guͤldnen Zeit des Geſchmacks anzuruͤhmen; indeſſen
ſehe ich doch dies ingenium venuſtum nicht immer,
wo ichs ſehen will. Hr. Klotz, den ich nicht die
Ehre habe, von Perſon zu kennen, ſcheint eine feu-
rige, zarte Seele zu haben, die den Eindruck des
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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/216>, abgerufen am 19.07.2024.
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