[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. 22. Und zwar jetzt zu ihm als Pfychologen. "Der Zuerst bemerke ich: daß so verschieden an sich Nicht alles Lächerliche darf häßlich seyn. Un- der a) Laok. p. 232. 233. R 2
Erſtes Waͤldchen. 22. Und zwar jetzt zu ihm als Pfychologen. „Der Zuerſt bemerke ich: daß ſo verſchieden an ſich Nicht alles Laͤcherliche darf haͤßlich ſeyn. Un- der a) Laok. p. 232. 233. R 2
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Erſtes Waͤldchen.
22.
Und zwar jetzt zu ihm als Pfychologen. „Der
„Dichter nutzt die Haͤßlichkeit, um die vermiſch-
„ten Empfindungen des Laͤcherlichen und Schreckli-
„chen hervorzubringen a). „
Zuerſt bemerke ich: daß ſo verſchieden an ſich
dieſe zwo Gattungen vermiſchter Empfindungen
Schreckliches und Laͤcherliches ſeyn moͤgen, ſo bald
koͤnnen ſie ſich in einander verwandeln. Das
Schreckliche, als unſchaͤdlich erkannt, wird eben,
weil es uns ſchrecklich duͤnkte, laͤcherlich; das Laͤ-
cherliche, als ſchaͤdlich erkannt, eben weil es uns
nur laͤcherlich duͤnkte, ſchrecklich. Vielleicht wer-
den beide alſo das Haͤßliche aus Einer Urſache, ih-
rer verwandten Natur nach, nutzen? Wir wollen
forſchen:
Nicht alles Laͤcherliche darf haͤßlich ſeyn. Un-
ter der großen Menge unſchaͤdlicher Kontraſte zwi-
ſchen Vollkommenheiten und Unvollkommenheiten
giebts zwar auch einen, der — haͤßlich ſchoͤn heißt,
und ſich auf mancherlei Weiſe aͤußert, z. E. haͤßlich
ſeyn, und ſich ſchoͤn duͤnken, haͤßlich ſeyn und fuͤr
ſchoͤn erkannt werden, haͤßlich ſeyn, und durch Aus-
zierung ſchoͤn ſeyn wollen u. ſ. w. Allein, dieſe eigne
Gattung laͤcherlicher Kontraſte macht noch nicht alle
Gattungen, die ganze Art aus. Der Schwach-ſtarke,
der
a) Laok. p. 232. 233.
R 2
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