[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Kritische Wälder. Malerei wirkt im Raume; Poesie durch Zeit- Auch bei der jetzigen einen Seite der Verglei- Er schließet so. "Wenn es wahr ist, daß die "der a) Laok. p. 153.
Kritiſche Waͤlder. Malerei wirkt im Raume; Poeſie durch Zeit- Auch bei der jetzigen einen Seite der Verglei- Er ſchließet ſo. „Wenn es wahr iſt, daß die „der a) Laok. p. 153.
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Kritiſche Waͤlder.
Malerei wirkt im Raume; Poeſie durch Zeit-
folge. Jene durch Figuren und Farben; dieſe
durch artikulirte Toͤne. Jene hat alſo Koͤrper,
dieſe Handlungen zu eigentlichen Gegenſtaͤnden.
„So weit iſt Hr. Leſſing in ſeiner Entwicklung ge-
kommen. Nun nehme ein philoſophiſcher Ton-
kuͤnſtler ſein Werk auf: wie fern haben Poeſie und
Tonkunſt gemeine Regeln, da ſie beide durch die
Zeitfolge wirken? Wie geht jene ab, da ſie Hand-
lung ſinget? Der Redekuͤnſtler fahre fort: jede Re-
de kann Handlung ſchildern: wie denn die Poeſie?
wie in ihren verſchiednen Gattungen und Ar-
ten? — Endlich dieſe Theorien zuſammen: ſo hat
man das Weſen der Poeſie.
Auch bei der jetzigen einen Seite der Verglei-
chung iſts indeſſen, als ob mir an dem Weſen der
Poeſie immer etwas zur Berechnung fehle. — —
Jch nehme Leſſingen da das Wort auf, wo er die
Sache aus ihren erſten Gruͤnden herzuleiten ver-
ſpricht a).
Er ſchließet ſo. „Wenn es wahr iſt, daß die
„Malerei zu ihren Nachahmungen ganz andre Mit-
„tel, oder Zeichen gebrauchet, als die Poeſie; jene
„naͤmlich Figuren und Farben in dem Raume, dieſe
„artikulirte Toͤne aber in der Zeit; wenn unſtreitig
„die Zeichen ein bequemes Verhaͤltniß zu dem Be-
„zeichneten haben muͤſſen: ſo koͤnnen neben einan-
„der
a) Laok. p. 153.
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