Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Eine andre Ursache der Verspätung des Er schrieb eine Abhandlung, wie "auch Eine andre Urſache der Verſpaͤtung des Er ſchrieb eine Abhandlung, wie „auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0067" n="60"/> <p>Eine andre Urſache der Verſpaͤtung des<lb/> Guten in der Welt fand <hi rendition="#g">St</hi>. <hi rendition="#g">Pierre</hi><lb/> darinn, daß ſo wenig Menſchen <hi rendition="#g">wuͤßten</hi>,<lb/><hi rendition="#g">was ſie wollten</hi>, und unter dieſen noch<lb/> weniger das Herz haͤtten, <hi rendition="#g">zu wiſſen</hi>,<lb/><hi rendition="#g">daß ſie es wiſſen</hi>, <hi rendition="#g">zu wollen</hi>, <hi rendition="#g">was<lb/> ſie wollen</hi>. Selbſt uͤber die gleichguͤl-<lb/> tigſten Dinge der Literatur folge man an-<lb/> genommenen fremden Meinungen, und habe<lb/> nicht das Herz zu ſagen, was man ſelbſt<lb/> denket; hingegen, meint er, ſei nur Ein<lb/> Mittel, daß jeder Mann von Wiſſenſchaft<lb/><hi rendition="#g">ein Teſtament</hi> mache, und ſich wenig-<lb/> ſtens nach ſeinem Tode wahr zu ſeyn ge-<lb/> traue. —</p><lb/> <p>Er ſchrieb eine Abhandlung, wie „auch<lb/> Predigten nuͤtzlich werden koͤnnten“; und<lb/> war inſonderheit der Mahomedaniſchen<lb/> Religion feind, weil ſie die Unwiſſenheit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0067]
Eine andre Urſache der Verſpaͤtung des
Guten in der Welt fand St. Pierre
darinn, daß ſo wenig Menſchen wuͤßten,
was ſie wollten, und unter dieſen noch
weniger das Herz haͤtten, zu wiſſen,
daß ſie es wiſſen, zu wollen, was
ſie wollen. Selbſt uͤber die gleichguͤl-
tigſten Dinge der Literatur folge man an-
genommenen fremden Meinungen, und habe
nicht das Herz zu ſagen, was man ſelbſt
denket; hingegen, meint er, ſei nur Ein
Mittel, daß jeder Mann von Wiſſenſchaft
ein Teſtament mache, und ſich wenig-
ſtens nach ſeinem Tode wahr zu ſeyn ge-
traue. —
Er ſchrieb eine Abhandlung, wie „auch
Predigten nuͤtzlich werden koͤnnten“; und
war inſonderheit der Mahomedaniſchen
Religion feind, weil ſie die Unwiſſenheit
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