massiven Urhölle nichts. Wo Böses ist, ist die Ursache des Bösen Unart unsres Geschlechts, nicht seine Natur und Art. Trägheit, Vermessenheit, Stolz, Irrthum, Hartsinn, Leichtsinn, Vorurtheile, böse Er- ziehung, böse Gewohnheit; lauter Uebel, die vermeidlich oder heilbar sind, wenn neues Leben, Munterkeit zum Guten, Ver- nunft, Bescheidenheit, Billigkeit, Wahr- heit, eine beßre Erziehung, bessere Gewohn- heiten von Jugend auf, einzeln und allge- mein einkehren. Die Menschheit ruft und seufzet, daß dieses geschehe, da offenbar jede Untugend und Untauglichkeit sich selbst straft, indem sie keinen wahren Genuß ge- währet, und eine Menge Uebel auf sich und auf andre häufet. Offenbar sehen wir, daß wir dazu da sind, dies Reich der Nacht zu zerstören, indem niemand es für uns thun kann und soll. Nicht nur tra
maſſiven Urhoͤlle nichts. Wo Boͤſes iſt, iſt die Urſache des Boͤſen Unart unſres Geſchlechts, nicht ſeine Natur und Art. Traͤgheit, Vermeſſenheit, Stolz, Irrthum, Hartſinn, Leichtſinn, Vorurtheile, boͤſe Er- ziehung, boͤſe Gewohnheit; lauter Uebel, die vermeidlich oder heilbar ſind, wenn neues Leben, Munterkeit zum Guten, Ver- nunft, Beſcheidenheit, Billigkeit, Wahr- heit, eine beßre Erziehung, beſſere Gewohn- heiten von Jugend auf, einzeln und allge- mein einkehren. Die Menſchheit ruft und ſeufzet, daß dieſes geſchehe, da offenbar jede Untugend und Untauglichkeit ſich ſelbſt ſtraft, indem ſie keinen wahren Genuß ge- waͤhret, und eine Menge Uebel auf ſich und auf andre haͤufet. Offenbar ſehen wir, daß wir dazu da ſind, dies Reich der Nacht zu zerſtoͤren, indem niemand es fuͤr uns thun kann und ſoll. Nicht nur tra
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maſſiven Urhoͤlle nichts. Wo Boͤſes iſt,
iſt die Urſache des Boͤſen Unart unſres
Geſchlechts, nicht ſeine Natur und Art.
Traͤgheit, Vermeſſenheit, Stolz, Irrthum,
Hartſinn, Leichtſinn, Vorurtheile, boͤſe Er-
ziehung, boͤſe Gewohnheit; lauter Uebel,
die vermeidlich oder heilbar ſind, wenn
neues Leben, Munterkeit zum Guten, Ver-
nunft, Beſcheidenheit, Billigkeit, Wahr-
heit, eine beßre Erziehung, beſſere Gewohn-
heiten von Jugend auf, einzeln und allge-
mein einkehren. Die Menſchheit ruft und
ſeufzet, daß dieſes geſchehe, da offenbar
jede Untugend und Untauglichkeit ſich ſelbſt
ſtraft, indem ſie keinen wahren Genuß ge-
waͤhret, und eine Menge Uebel auf ſich
und auf andre haͤufet. Offenbar ſehen
wir, daß wir dazu da ſind, dies Reich der
Nacht zu zerſtoͤren, indem niemand es fuͤr
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/207>, abgerufen am 16.02.2025.
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