Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Das Gegengift. Preis sei dem Geber! jede seiner Gaben Ist Huld- und Weisheitvoll. Er theilte sie, Er wog sie ab zur langen Dauer und Vollkommenheit der Schöpfung. Seine Erde Gab er nicht Engeln; Menschen gab er sie. Der Menschen Bester ist, wer selten strauchelt, Ihr Edelster, wer bald vom Fall aufsteht. Tief keimete das Laster in der neu- Geschaffnen Erde; wild schoß es empor, Gift seine Blüthe, seine Früchte Tod. Da schuf er ihm ein mächtig Gegengift, Für Thorheit ein Verwahrungsmittel, Arbeit. Zehnte Sammlung. N
Das Gegengift. Preis ſei dem Geber! jede ſeiner Gaben Iſt Huld- und Weisheitvoll. Er theilte ſie, Er wog ſie ab zur langen Dauer und Vollkommenheit der Schoͤpfung. Seine Erde Gab er nicht Engeln; Menſchen gab er ſie. Der Menſchen Beſter iſt, wer ſelten ſtrauchelt, Ihr Edelſter, wer bald vom Fall aufſteht. Tief keimete das Laſter in der neu- Geſchaffnen Erde; wild ſchoß es empor, Gift ſeine Bluͤthe, ſeine Fruͤchte Tod. Da ſchuf er ihm ein maͤchtig Gegengift, Fuͤr Thorheit ein Verwahrungsmittel, Arbeit. Zehnte Sammlung. N
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Das Gegengift.
Preis ſei dem Geber! jede ſeiner Gaben
Iſt Huld- und Weisheitvoll. Er theilte ſie,
Er wog ſie ab zur langen Dauer und
Vollkommenheit der Schoͤpfung.
Seine Erde
Gab er nicht Engeln; Menſchen gab er ſie.
Der Menſchen Beſter iſt, wer ſelten
ſtrauchelt,
Ihr Edelſter, wer bald vom Fall aufſteht.
Tief keimete das Laſter in der neu-
Geſchaffnen Erde; wild ſchoß es empor,
Gift ſeine Bluͤthe, ſeine Fruͤchte Tod.
Da ſchuf er ihm ein maͤchtig Gegengift,
Fuͤr Thorheit ein Verwahrungsmittel, Arbeit.
Zehnte Sammlung. N
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/200>, abgerufen am 16.02.2025. |