Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.den Vorurtheile von einer mit göttlichem Die sanfte Verbreitung dieser Grund- sich einer den andern zu Grunde zu richten,
und verursacht endlich seinen wirklichen Un- tergang. Und nach diesen Blut- und Mord- tagen, wenn der Nebel des Ruhms ver- schwunden ist, so sieht er mit einem trauri- gen Auge die Erde verwüstet, die Künste be- graben, die Nationen geschwächt, sein eigen Glück zu Grunde und seine wahre Macht vernichtet. den Vorurtheile von einer mit goͤttlichem Die ſanfte Verbreitung dieſer Grund- ſich einer den andern zu Grunde zu richten,
und verurſacht endlich ſeinen wirklichen Un- tergang. Und nach dieſen Blut- und Mord- tagen, wenn der Nebel des Ruhms ver- ſchwunden iſt, ſo ſieht er mit einem trauri- gen Auge die Erde verwuͤſtet, die Kuͤnſte be- graben, die Nationen geſchwaͤcht, ſein eigen Gluͤck zu Grunde und ſeine wahre Macht vernichtet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0147" n="140"/> den Vorurtheile von einer mit goͤttlichem<lb/> Beruf zum Kriege gebohrnen Caſte, in der<lb/> von Vater Cain, Nimrod und Og zu<lb/> Baſan an <hi rendition="#g">Heldenblut</hi> fließe, veraͤchtlich<lb/> und laͤcherlich werden, deſto mehr Anſehen<lb/> wird der Aehrenkranz, der Apfel- und<lb/> Palmzweig, vor dem traurigen Lorbeer er-<lb/> halten, der neben dunkeln Cypreſſen waͤchſt<lb/> und ſammt Neſſeln und Dornen nur La-<lb/> certen und Bubonen unter ſich liebet.</p><lb/> <p>Die ſanfte Verbreitung dieſer Grund-<lb/> ſaͤtze ſind das <hi rendition="#g">Oel</hi> und die <hi rendition="#g">Arznei</hi> der<lb/><note xml:id="note-0147" prev="#note-0146" place="foot" n="*)">ſich einer den andern zu Grunde zu richten,<lb/> und verurſacht endlich ſeinen wirklichen Un-<lb/> tergang. Und nach dieſen Blut- und Mord-<lb/> tagen, wenn der Nebel des Ruhms ver-<lb/> ſchwunden iſt, ſo ſieht er mit einem trauri-<lb/> gen Auge die Erde verwuͤſtet, die Kuͤnſte be-<lb/> graben, die Nationen geſchwaͤcht, ſein eigen<lb/> Gluͤck zu Grunde und ſeine wahre Macht<lb/> vernichtet.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0147]
den Vorurtheile von einer mit goͤttlichem
Beruf zum Kriege gebohrnen Caſte, in der
von Vater Cain, Nimrod und Og zu
Baſan an Heldenblut fließe, veraͤchtlich
und laͤcherlich werden, deſto mehr Anſehen
wird der Aehrenkranz, der Apfel- und
Palmzweig, vor dem traurigen Lorbeer er-
halten, der neben dunkeln Cypreſſen waͤchſt
und ſammt Neſſeln und Dornen nur La-
certen und Bubonen unter ſich liebet.
Die ſanfte Verbreitung dieſer Grund-
ſaͤtze ſind das Oel und die Arznei der
*)
*) ſich einer den andern zu Grunde zu richten,
und verurſacht endlich ſeinen wirklichen Un-
tergang. Und nach dieſen Blut- und Mord-
tagen, wenn der Nebel des Ruhms ver-
ſchwunden iſt, ſo ſieht er mit einem trauri-
gen Auge die Erde verwuͤſtet, die Kuͤnſte be-
graben, die Nationen geſchwaͤcht, ſein eigen
Gluͤck zu Grunde und ſeine wahre Macht
vernichtet.
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