einmal zu Theil wird, aufgeopfert werden. Handel soll, wenn auch nicht aus den edelsten Trieben, die Menschen vereini- gen, nicht trennen; er soll sie, wenn gleich nicht im edelsten Gewinn, ihr gemeinschaft- liches und eigenes Interesse wenigstens als Kinder kennen lehren. Dazu ist das Welt- meer da; dazu wehen die Winde; dazu fließen die Ströme. Sobald Eine Nation allen andern das Meer verschließen, den Wind nehmen will, ihrer stolzen Habsucht wegen; so muß, jemehr die Einsicht ins Verhältniß der Völker gegen ein- ander zunimmt, der Unmuth aller Na- tionen gegen eine Unterjocherinn des freie- sten Elements, gegen die Räuberinn jedes höchsten Gewinnes, die anmaaßende Be- sitzerinn aller Schätze und Früchte der Erde erwachen. Ihrem Stolz, ihrer Hab- sucht zu dienen wird kein fremder Bluts-
einmal zu Theil wird, aufgeopfert werden. Handel ſoll, wenn auch nicht aus den edelſten Trieben, die Menſchen vereini- gen, nicht trennen; er ſoll ſie, wenn gleich nicht im edelſten Gewinn, ihr gemeinſchaft- liches und eigenes Intereſſe wenigſtens als Kinder kennen lehren. Dazu iſt das Welt- meer da; dazu wehen die Winde; dazu fließen die Stroͤme. Sobald Eine Nation allen andern das Meer verſchließen, den Wind nehmen will, ihrer ſtolzen Habſucht wegen; ſo muß, jemehr die Einſicht ins Verhaͤltniß der Voͤlker gegen ein- ander zunimmt, der Unmuth aller Na- tionen gegen eine Unterjocherinn des freie- ſten Elements, gegen die Raͤuberinn jedes hoͤchſten Gewinnes, die anmaaßende Be- ſitzerinn aller Schaͤtze und Fruͤchte der Erde erwachen. Ihrem Stolz, ihrer Hab- ſucht zu dienen wird kein fremder Bluts-
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einmal zu Theil wird, aufgeopfert werden.
Handel ſoll, wenn auch nicht aus den
edelſten Trieben, die Menſchen vereini-
gen, nicht trennen; er ſoll ſie, wenn gleich
nicht im edelſten Gewinn, ihr gemeinſchaft-
liches und eigenes Intereſſe wenigſtens als
Kinder kennen lehren. Dazu iſt das Welt-
meer da; dazu wehen die Winde; dazu
fließen die Stroͤme. Sobald Eine Nation
allen andern das Meer verſchließen, den
Wind nehmen will, ihrer ſtolzen Habſucht
wegen; ſo muß, jemehr die Einſicht ins
Verhaͤltniß der Voͤlker gegen ein-
ander zunimmt, der Unmuth aller Na-
tionen gegen eine Unterjocherinn des freie-
ſten Elements, gegen die Raͤuberinn jedes
hoͤchſten Gewinnes, die anmaaßende Be-
ſitzerinn aller Schaͤtze und Fruͤchte der
Erde erwachen. Ihrem Stolz, ihrer Hab-
ſucht zu dienen wird kein fremder Bluts-
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/144>, abgerufen am 16.02.2025.
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