sind wir noch in Schulden: denn mir ist kein Deutsches Werk bekannt, daß das Französische für uns brauchbar oder ent- behrlich gemacht hätte. Die ganze ältere Französische Literatur erwartet zur Anwen- dung für uns noch ein ruhiges Auge.
7. Bei allen Misleitungen einer so vielfach-zertheilten Nation, wie die Deut- sche ist, bei Verirrungen, die Jahrhunderte lang gedauert haben und sich noch jetzt fast in jedes Urtheil mischen, müssen wir am meisten auf die große Alliirte, die weise Lenkerinn menschlicher Thorheiten, die Providenz rechnen. Ihr wollen wirs zuglauben, daß auch die Gallicoma- nie der Deutschen, die lächerlichste Thorheit, deren sich ein ernsthaftes Volk bewußt seyn kann, ihr Gutes haben werde; wäre es auch kein Anderes als Fehler zu entblö- ßen, die man noch lange verschleiert hätte
ſind wir noch in Schulden: denn mir iſt kein Deutſches Werk bekannt, daß das Franzoͤſiſche fuͤr uns brauchbar oder ent- behrlich gemacht haͤtte. Die ganze aͤltere Franzoͤſiſche Literatur erwartet zur Anwen- dung fuͤr uns noch ein ruhiges Auge.
7. Bei allen Misleitungen einer ſo vielfach-zertheilten Nation, wie die Deut- ſche iſt, bei Verirrungen, die Jahrhunderte lang gedauert haben und ſich noch jetzt faſt in jedes Urtheil miſchen, muͤſſen wir am meiſten auf die große Alliirte, die weiſe Lenkerinn menſchlicher Thorheiten, die Providenz rechnen. Ihr wollen wirs zuglauben, daß auch die Gallicoma- nie der Deutſchen, die laͤcherlichſte Thorheit, deren ſich ein ernſthaftes Volk bewußt ſeyn kann, ihr Gutes haben werde; waͤre es auch kein Anderes als Fehler zu entbloͤ- ßen, die man noch lange verſchleiert haͤtte
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ſind wir noch in Schulden: denn mir iſt
kein Deutſches Werk bekannt, daß das
Franzoͤſiſche fuͤr uns brauchbar oder ent-
behrlich gemacht haͤtte. Die ganze aͤltere
Franzoͤſiſche Literatur erwartet zur Anwen-
dung fuͤr uns noch ein ruhiges Auge.
7. Bei allen Misleitungen einer ſo
vielfach-zertheilten Nation, wie die Deut-
ſche iſt, bei Verirrungen, die Jahrhunderte
lang gedauert haben und ſich noch jetzt
faſt in jedes Urtheil miſchen, muͤſſen wir
am meiſten auf die große Alliirte, die
weiſe Lenkerinn menſchlicher Thorheiten,
die Providenz rechnen. Ihr wollen
wirs zuglauben, daß auch die Gallicoma-
nie der Deutſchen, die laͤcherlichſte Thorheit,
deren ſich ein ernſthaftes Volk bewußt ſeyn
kann, ihr Gutes haben werde; waͤre es
auch kein Anderes als Fehler zu entbloͤ-
ßen, die man noch lange verſchleiert haͤtte
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/182>, abgerufen am 28.07.2024.
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