Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.von welchen er ganz und gar keinen Vortheil von welchen er ganz und gar keinen Vortheil <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="127"/> von welchen er ganz und gar keinen Vortheil<lb/> hat, weder Geld noch Ehre noch Vergnuͤgen.<lb/> In der Zeit, die mir ein Stuͤck von zehn<lb/> Bogen koſtet, koͤnnte ich gut und gern mit<lb/> weniger Muͤhe hundert andre Bogen ſchrei-<lb/> ben. Zwar habe ich, nach meinem letzten<lb/> Ueberſchlage, wenigſtens zwoͤlf Stuͤcke, Komoͤ-<lb/> dien und Tragoͤdien zuſammengerechnet, deren<lb/> jedes ich innerhalb ſechs Wochen fertig machen<lb/> koͤnnte. Aber wozu mich, fuͤr nichts und wie-<lb/> der fuͤr nichts, ſechs Wochen auf die Folter<lb/> ſpannen? Jeder Kuͤnſtler ſetzt ſeine Preiſe;<lb/> jeder Kuͤnſtler ſucht ſo gemaͤchlich von ſeinen<lb/> Werken zu leben, als moͤglich: warum denn<lb/> nun nicht auch der Dichter? Wenn meine<lb/> Stuͤcke nicht hundert Louisd'or werth ſind; ſo<lb/> ſagt mir lieber gar nichts mehr davon: denn<lb/> ſie ſind ſodann gar nichts mehr werth. Fuͤr<lb/> die Ehre meines lieben Vaterlandes will ich<lb/> keine Feder anſetzen, und wenn ſie auch in<lb/> dieſem Stuͤck auf immer einzig und allein von<lb/> meiner Feder abhangen ſollte. Fuͤr meine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0134]
von welchen er ganz und gar keinen Vortheil
hat, weder Geld noch Ehre noch Vergnuͤgen.
In der Zeit, die mir ein Stuͤck von zehn
Bogen koſtet, koͤnnte ich gut und gern mit
weniger Muͤhe hundert andre Bogen ſchrei-
ben. Zwar habe ich, nach meinem letzten
Ueberſchlage, wenigſtens zwoͤlf Stuͤcke, Komoͤ-
dien und Tragoͤdien zuſammengerechnet, deren
jedes ich innerhalb ſechs Wochen fertig machen
koͤnnte. Aber wozu mich, fuͤr nichts und wie-
der fuͤr nichts, ſechs Wochen auf die Folter
ſpannen? Jeder Kuͤnſtler ſetzt ſeine Preiſe;
jeder Kuͤnſtler ſucht ſo gemaͤchlich von ſeinen
Werken zu leben, als moͤglich: warum denn
nun nicht auch der Dichter? Wenn meine
Stuͤcke nicht hundert Louisd'or werth ſind; ſo
ſagt mir lieber gar nichts mehr davon: denn
ſie ſind ſodann gar nichts mehr werth. Fuͤr
die Ehre meines lieben Vaterlandes will ich
keine Feder anſetzen, und wenn ſie auch in
dieſem Stuͤck auf immer einzig und allein von
meiner Feder abhangen ſollte. Fuͤr meine
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