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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

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C. meinte, daß die Poesie der Trobadoren
sich anders woher leite, und daß man auch
dem Reim nicht gnug Gerechtigkeit wie-
derfahren lassen; er sei wirklich ein Zu-
wachs des Wohlklanges und der Schön-
heit. D. E. F. sind der Meinung, daß
die Verdienste unsres Vaterlandes gegen
andre Völker viel zu hoch gesetzt seyn und
daß ein unverdientes Lob dieser Art nur
den Bettel- und Bauernstolz unsrer Lands-
leute nähre. Sie hätten, meinte F., bei
der ungeheuren Gutmüthigkeit, die
Sie den Deutschen als einen Grundzug
ihres Charakters zuschreiben, auch die ih-
nen angebohrne Lust zu dienen, gefälli-
ge Sklaven, und mit ganzer Gutmüthig-
keit freudige Werkzeuge der Gewaltthätig-
keit, des Uebermuths zu seyn, nicht ver-
gessen sollen. Da er Europa durchreiset
hat, so führt er ein langes Register der

C. meinte, daß die Poeſie der Trobadoren
ſich anders woher leite, und daß man auch
dem Reim nicht gnug Gerechtigkeit wie-
derfahren laſſen; er ſei wirklich ein Zu-
wachs des Wohlklanges und der Schoͤn-
heit. D. E. F. ſind der Meinung, daß
die Verdienſte unſres Vaterlandes gegen
andre Voͤlker viel zu hoch geſetzt ſeyn und
daß ein unverdientes Lob dieſer Art nur
den Bettel- und Bauernſtolz unſrer Lands-
leute naͤhre. Sie haͤtten, meinte F., bei
der ungeheuren Gutmuͤthigkeit, die
Sie den Deutſchen als einen Grundzug
ihres Charakters zuſchreiben, auch die ih-
nen angebohrne Luſt zu dienen, gefaͤlli-
ge Sklaven, und mit ganzer Gutmuͤthig-
keit freudige Werkzeuge der Gewaltthaͤtig-
keit, des Uebermuths zu ſeyn, nicht ver-
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hat, ſo fuͤhrt er ein langes Regiſter der

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[6/0013] C. meinte, daß die Poeſie der Trobadoren ſich anders woher leite, und daß man auch dem Reim nicht gnug Gerechtigkeit wie- derfahren laſſen; er ſei wirklich ein Zu- wachs des Wohlklanges und der Schoͤn- heit. D. E. F. ſind der Meinung, daß die Verdienſte unſres Vaterlandes gegen andre Voͤlker viel zu hoch geſetzt ſeyn und daß ein unverdientes Lob dieſer Art nur den Bettel- und Bauernſtolz unſrer Lands- leute naͤhre. Sie haͤtten, meinte F., bei der ungeheuren Gutmuͤthigkeit, die Sie den Deutſchen als einen Grundzug ihres Charakters zuſchreiben, auch die ih- nen angebohrne Luſt zu dienen, gefaͤlli- ge Sklaven, und mit ganzer Gutmuͤthig- keit freudige Werkzeuge der Gewaltthaͤtig- keit, des Uebermuths zu ſeyn, nicht ver- geſſen ſollen. Da er Europa durchreiſet hat, ſo fuͤhrt er ein langes Regiſter der

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/13>, abgerufen am 21.11.2024.