Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.nach soll er allezeit mehr als satyrisch seyn. "Aber die Höflichkeit ist doch eine so ar- Aber so artig, wie man will: die Höflich- Wenn ich Kunstrichter wäre, wenn ich mir H 2
nach ſoll er allezeit mehr als ſatyriſch ſeyn. „Aber die Hoͤflichkeit iſt doch eine ſo ar- Aber ſo artig, wie man will: die Hoͤflich- Wenn ich Kunſtrichter waͤre, wenn ich mir H 2
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nach ſoll er allezeit mehr als ſatyriſch ſeyn.
Und was ſoll er mehr ſeyn als ſatyriſch?
Treffend.
„Aber die Hoͤflichkeit iſt doch eine ſo ar-
tige Sache — Gewiß! denn ſie iſt eine ſo
kleine!
Aber ſo artig, wie man will: die Hoͤflich-
keit iſt keine Pflicht; und nicht hoͤflich ſeyn,
iſt noch lange nicht, grob ſeyn. Hingegen,
zum Beſten der Mehrern, freimuͤthig ſeyn, iſt
Pflicht; ſogar es mit Gefahr ſeyn, daruͤber
fuͤr ungeſittet und boͤsartig gehalten zu wer-
den, iſt Pflicht.
Wenn ich Kunſtrichter waͤre, wenn ich mir
getraute, das Kunſtrichterſchild aushaͤngen zu
koͤnnen; ſo wuͤrde meine Tonleiter dieſe ſeyn.
Gelinde und ſchmeichelnd gegen den Anfaͤnger;
mit Bewunderung zweifelnd, mit Zweifel be-
wundernd gegen den Meiſter; abſchreckend
und poſitiv gegen den Stuͤmper; hoͤhniſch ge-
gen den Prahler; und ſo bitter als moͤglich
gegen den Cabalenmacher.
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