ten eben so schal und falsch machen, als un- sern Umgang?" *)
41.
"Die wahre Bescheidenheit eines Gelehrten bestehet darinn, daß er genau die Schranken seiner Kenntnisse und seines Geistes kennet, innerhalb deren er sich zu halten hat; daß er für jeden Schriftsteller so viel Achtung hegt, ihm nicht eher zu widersprechen, als bis er ihn verstanden; daß er in den Streitigkeiten, die er sich selbst zuziehet, rund zu Werk geht, nicht tergiversirt u. f. Mit solchen Wendun- gen macht sich nur die beleidigte Eitelkeit aus dem Staube; und ein eitler Mann ist zwar höflich, aber nie bescheiden." **)
42.
"Jeder Tadel, jeder Spott, den der Kunstrichter mit dem kritisirten Buche in der Hand gutmachen kann, ist dem Kunstrichter
*) Vorrede zu den Antiquar. Briefen.
**) Antiqu. Br. 51.
Neunte Sammlung. H
ten eben ſo ſchal und falſch machen, als un- ſern Umgang?“ *)
41.
„Die wahre Beſcheidenheit eines Gelehrten beſtehet darinn, daß er genau die Schranken ſeiner Kenntniſſe und ſeines Geiſtes kennet, innerhalb deren er ſich zu halten hat; daß er fuͤr jeden Schriftſteller ſo viel Achtung hegt, ihm nicht eher zu widerſprechen, als bis er ihn verſtanden; daß er in den Streitigkeiten, die er ſich ſelbſt zuziehet, rund zu Werk geht, nicht tergiverſirt u. f. Mit ſolchen Wendun- gen macht ſich nur die beleidigte Eitelkeit aus dem Staube; und ein eitler Mann iſt zwar hoͤflich, aber nie beſcheiden.“ **)
42.
„Jeder Tadel, jeder Spott, den der Kunſtrichter mit dem kritiſirten Buche in der Hand gutmachen kann, iſt dem Kunſtrichter
*) Vorrede zu den Antiquar. Briefen.
**) Antiqu. Br. 51.
Neunte Sammlung. H
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ten eben ſo ſchal und falſch machen, als un-
ſern Umgang?“ *)
41.
„Die wahre Beſcheidenheit eines Gelehrten
beſtehet darinn, daß er genau die Schranken
ſeiner Kenntniſſe und ſeines Geiſtes kennet,
innerhalb deren er ſich zu halten hat; daß er
fuͤr jeden Schriftſteller ſo viel Achtung hegt,
ihm nicht eher zu widerſprechen, als bis er
ihn verſtanden; daß er in den Streitigkeiten,
die er ſich ſelbſt zuziehet, rund zu Werk geht,
nicht tergiverſirt u. f. Mit ſolchen Wendun-
gen macht ſich nur die beleidigte Eitelkeit aus
dem Staube; und ein eitler Mann iſt zwar
hoͤflich, aber nie beſcheiden.“ **)
42.
„Jeder Tadel, jeder Spott, den der
Kunſtrichter mit dem kritiſirten Buche in der
Hand gutmachen kann, iſt dem Kunſtrichter
*) Vorrede zu den Antiquar. Briefen.
**) Antiqu. Br. 51.
Neunte Sammlung. H
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/120>, abgerufen am 29.06.2024.
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