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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

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Sonnenschein die Fliegen, so hat Er
Schriftsteller geweckt und die Sosien be-
reichert.

Denn man bemerke. Eben in dem
Jahrhunderte, in dem das Lumpenpapier
in Gebrauch kam, traten auch jene länge-
ren Romane hervor, die vorher Jahr-
hunderte lang kurze Volksmährchen oder
Lieder und Fabeln gewesen waren. Wie ent-
fernt z. B. hatte Karl der grosse vom
Erzbischof Turpin, König Artus von
Gottfried von Monmouth, Wolf-
Dietrich von Eschilbach und jeder an-
dre Romanheld von seinem Chronik- oder
Romanschreiber gelebet! Keiner von diesen
Schreibern erfand die Fabel, die er in
die Büchersprache brachte; sie war längst
im Munde der Sänger oder des Volks ge-
wesen und in ihm vielfach verändert wor-
den. Jetzt nahm sie der Genius der Un-

sterb-

Sonnenſchein die Fliegen, ſo hat Er
Schriftſteller geweckt und die Soſien be-
reichert.

Denn man bemerke. Eben in dem
Jahrhunderte, in dem das Lumpenpapier
in Gebrauch kam, traten auch jene laͤnge-
ren Romane hervor, die vorher Jahr-
hunderte lang kurze Volksmaͤhrchen oder
Lieder und Fabeln geweſen waren. Wie ent-
fernt z. B. hatte Karl der groſſe vom
Erzbiſchof Turpin, Koͤnig Artus von
Gottfried von Monmouth, Wolf-
Dietrich von Eſchilbach und jeder an-
dre Romanheld von ſeinem Chronik- oder
Romanſchreiber gelebet! Keiner von dieſen
Schreibern erfand die Fabel, die er in
die Buͤcherſprache brachte; ſie war laͤngſt
im Munde der Saͤnger oder des Volks ge-
weſen und in ihm vielfach veraͤndert wor-
den. Jetzt nahm ſie der Genius der Un-

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[48/0067] Sonnenſchein die Fliegen, ſo hat Er Schriftſteller geweckt und die Soſien be- reichert. Denn man bemerke. Eben in dem Jahrhunderte, in dem das Lumpenpapier in Gebrauch kam, traten auch jene laͤnge- ren Romane hervor, die vorher Jahr- hunderte lang kurze Volksmaͤhrchen oder Lieder und Fabeln geweſen waren. Wie ent- fernt z. B. hatte Karl der groſſe vom Erzbiſchof Turpin, Koͤnig Artus von Gottfried von Monmouth, Wolf- Dietrich von Eſchilbach und jeder an- dre Romanheld von ſeinem Chronik- oder Romanſchreiber gelebet! Keiner von dieſen Schreibern erfand die Fabel, die er in die Buͤcherſprache brachte; ſie war laͤngſt im Munde der Saͤnger oder des Volks ge- weſen und in ihm vielfach veraͤndert wor- den. Jetzt nahm ſie der Genius der Un- ſterb-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/67>, abgerufen am 27.11.2024.