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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

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und Bürger; sondern nur die zur Gelehr-
samkeit oder zu Geschäften Erzogene; Men-
schen von gutem Ton, Feldherren, Staats-
männer, Kaiser. Man hielt das Schrei-
ben für etwas Edles, und aufs beste zu
schreiben für einen Ruhm, der länger als
ein Triumph währte.

Man nahm sich daher im Schreiben
eine bestimmte Bahn; Zeitgenossen und
Freunde theileten sich in dieses oder jenes
Feld der Bearbeitung, und wie die Römi-
sche Sprache imperatorisch gebot, so liebte
sie auch in der Schreibart die Kürze, die
Bestimmtheit. Oft kehrte man den Styl
um und löschte aus; man glättete und
zierte wie die Schreibtafel, so auch die
Gedanken.

Der mühsamere Weg, wie man damals
zu Büchern kommen konnte, machte Bü-
cher auch werther; bei einem höheren Be-

und Buͤrger; ſondern nur die zur Gelehr-
ſamkeit oder zu Geſchaͤften Erzogene; Men-
ſchen von gutem Ton, Feldherren, Staats-
maͤnner, Kaiſer. Man hielt das Schrei-
ben fuͤr etwas Edles, und aufs beſte zu
ſchreiben fuͤr einen Ruhm, der laͤnger als
ein Triumph waͤhrte.

Man nahm ſich daher im Schreiben
eine beſtimmte Bahn; Zeitgenoſſen und
Freunde theileten ſich in dieſes oder jenes
Feld der Bearbeitung, und wie die Roͤmi-
ſche Sprache imperatoriſch gebot, ſo liebte
ſie auch in der Schreibart die Kuͤrze, die
Beſtimmtheit. Oft kehrte man den Styl
um und loͤſchte aus; man glaͤttete und
zierte wie die Schreibtafel, ſo auch die
Gedanken.

Der muͤhſamere Weg, wie man damals
zu Buͤchern kommen konnte, machte Buͤ-
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[45/0064] und Buͤrger; ſondern nur die zur Gelehr- ſamkeit oder zu Geſchaͤften Erzogene; Men- ſchen von gutem Ton, Feldherren, Staats- maͤnner, Kaiſer. Man hielt das Schrei- ben fuͤr etwas Edles, und aufs beſte zu ſchreiben fuͤr einen Ruhm, der laͤnger als ein Triumph waͤhrte. Man nahm ſich daher im Schreiben eine beſtimmte Bahn; Zeitgenoſſen und Freunde theileten ſich in dieſes oder jenes Feld der Bearbeitung, und wie die Roͤmi- ſche Sprache imperatoriſch gebot, ſo liebte ſie auch in der Schreibart die Kuͤrze, die Beſtimmtheit. Oft kehrte man den Styl um und loͤſchte aus; man glaͤttete und zierte wie die Schreibtafel, ſo auch die Gedanken. Der muͤhſamere Weg, wie man damals zu Buͤchern kommen konnte, machte Buͤ- cher auch werther; bei einem hoͤheren Be-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/64>, abgerufen am 23.11.2024.