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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

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Gottbegeisterte schwiegen vom Unaussprech-
lichen, und sagten was sie in der Sprache
der Menschen, zumal in den Grenzen
einer Kunst
sagen konnten. Der Aus-
druck, der der Religion geziemt, ist nicht
Schwärmerei, sondern Einfalt und Wahr-
heit.

Ist Alles, was uns Umriß lehret, was
unsrer Natur die ihr angemeßne Schran-
ken zeigt, und sie auf wirklichen Begriff,
auf Wahrheit der Empfindung zurückführet,
ein göttliches Geschenk; wie sehr thut die-
ses, recht verstanden und angewandt, die
Poesie, die Kritik, die Philosophie
und Denkart der Alten.

Diese z. B. weiß nichts von jener Höf-
lichkeit eines übertreibenden, falschen
Witzes, der Galanterie und Courtoisie seyn
soll; am Hofe der griechischen und römi-
schen Musen hatte diese Kunst keinen Werth.

Gottbegeiſterte ſchwiegen vom Unausſprech-
lichen, und ſagten was ſie in der Sprache
der Menſchen, zumal in den Grenzen
einer Kunſt
ſagen konnten. Der Aus-
druck, der der Religion geziemt, iſt nicht
Schwaͤrmerei, ſondern Einfalt und Wahr-
heit.

Iſt Alles, was uns Umriß lehret, was
unſrer Natur die ihr angemeßne Schran-
ken zeigt, und ſie auf wirklichen Begriff,
auf Wahrheit der Empfindung zuruͤckfuͤhret,
ein goͤttliches Geſchenk; wie ſehr thut die-
ſes, recht verſtanden und angewandt, die
Poeſie, die Kritik, die Philoſophie
und Denkart der Alten.

Dieſe z. B. weiß nichts von jener Hoͤf-
lichkeit eines uͤbertreibenden, falſchen
Witzes, der Galanterie und Courtoiſie ſeyn
ſoll; am Hofe der griechiſchen und roͤmi-
ſchen Muſen hatte dieſe Kunſt keinen Werth.

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[9/0028] Gottbegeiſterte ſchwiegen vom Unausſprech- lichen, und ſagten was ſie in der Sprache der Menſchen, zumal in den Grenzen einer Kunſt ſagen konnten. Der Aus- druck, der der Religion geziemt, iſt nicht Schwaͤrmerei, ſondern Einfalt und Wahr- heit. Iſt Alles, was uns Umriß lehret, was unſrer Natur die ihr angemeßne Schran- ken zeigt, und ſie auf wirklichen Begriff, auf Wahrheit der Empfindung zuruͤckfuͤhret, ein goͤttliches Geſchenk; wie ſehr thut die- ſes, recht verſtanden und angewandt, die Poeſie, die Kritik, die Philoſophie und Denkart der Alten. Dieſe z. B. weiß nichts von jener Hoͤf- lichkeit eines uͤbertreibenden, falſchen Witzes, der Galanterie und Courtoiſie ſeyn ſoll; am Hofe der griechiſchen und roͤmi- ſchen Muſen hatte dieſe Kunſt keinen Werth.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/28>, abgerufen am 27.11.2024.