mand dankte es ihnen, daß sie es thaten. Und wer verdankte es dem Andreas Gryphius, dem von Lohenstein, daß sie unter ihrer Bürde bürgerlicher Geschäfte für Sprache und Poesie das thaten, was sie gethan haben?
Dank also auch dem guten von Logau, daß er in den wilden Zeiten des dreissig- jährigen Krieges seine dreitausend Sinn- und andre Gedichte aufschrieb, ob er gleich ein Deutscher Baron war. Dank einem Dietrich von dem Werder, daß er den Tasso übersetzte, und gleichwohl Hof- marschall seyn konnte, ja gar ein Regi- ment commandirte. Dank -- o wie tief haben wir Deutsche anfangen, aus wel- cher drückenden Barbarei uns hervorarbei- ten müssen, die uns noch allenthalben so- gar als Ehre, als Vorzug, als Stam- mes- und Nationalruhm anklebt! "Wel-
cher
mand dankte es ihnen, daß ſie es thaten. Und wer verdankte es dem Andreas Gryphius, dem von Lohenſtein, daß ſie unter ihrer Buͤrde buͤrgerlicher Geſchaͤfte fuͤr Sprache und Poeſie das thaten, was ſie gethan haben?
Dank alſo auch dem guten von Logau, daß er in den wilden Zeiten des dreiſſig- jaͤhrigen Krieges ſeine dreitauſend Sinn- und andre Gedichte aufſchrieb, ob er gleich ein Deutſcher Baron war. Dank einem Dietrich von dem Werder, daß er den Taſſo uͤberſetzte, und gleichwohl Hof- marſchall ſeyn konnte, ja gar ein Regi- ment commandirte. Dank — o wie tief haben wir Deutſche anfangen, aus wel- cher druͤckenden Barbarei uns hervorarbei- ten muͤſſen, die uns noch allenthalben ſo- gar als Ehre, als Vorzug, als Stam- mes- und Nationalruhm anklebt! „Wel-
cher
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0131"n="112"/>
mand dankte es ihnen, daß ſie es thaten.<lb/>
Und wer verdankte es dem <hirendition="#g">Andreas<lb/>
Gryphius</hi>, dem <hirendition="#g">von Lohenſtein</hi>, daß<lb/>ſie unter ihrer Buͤrde buͤrgerlicher Geſchaͤfte<lb/>
fuͤr Sprache und Poeſie das thaten, was<lb/>ſie gethan haben?</p><lb/><p>Dank alſo auch dem guten von <hirendition="#g">Logau</hi>,<lb/>
daß er in den wilden Zeiten des dreiſſig-<lb/>
jaͤhrigen Krieges ſeine dreitauſend Sinn-<lb/>
und andre Gedichte aufſchrieb, ob er gleich<lb/>
ein Deutſcher Baron war. Dank einem<lb/><hirendition="#g">Dietrich von dem Werder</hi>, daß er<lb/>
den <hirendition="#g">Taſſo</hi> uͤberſetzte, und gleichwohl Hof-<lb/>
marſchall ſeyn konnte, ja gar ein Regi-<lb/>
ment commandirte. Dank — o wie tief<lb/>
haben wir Deutſche anfangen, aus wel-<lb/>
cher druͤckenden Barbarei uns hervorarbei-<lb/>
ten muͤſſen, die uns noch allenthalben ſo-<lb/>
gar als Ehre, als Vorzug, als Stam-<lb/>
mes- und Nationalruhm anklebt! „Wel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">cher</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[112/0131]
mand dankte es ihnen, daß ſie es thaten.
Und wer verdankte es dem Andreas
Gryphius, dem von Lohenſtein, daß
ſie unter ihrer Buͤrde buͤrgerlicher Geſchaͤfte
fuͤr Sprache und Poeſie das thaten, was
ſie gethan haben?
Dank alſo auch dem guten von Logau,
daß er in den wilden Zeiten des dreiſſig-
jaͤhrigen Krieges ſeine dreitauſend Sinn-
und andre Gedichte aufſchrieb, ob er gleich
ein Deutſcher Baron war. Dank einem
Dietrich von dem Werder, daß er
den Taſſo uͤberſetzte, und gleichwohl Hof-
marſchall ſeyn konnte, ja gar ein Regi-
ment commandirte. Dank — o wie tief
haben wir Deutſche anfangen, aus wel-
cher druͤckenden Barbarei uns hervorarbei-
ten muͤſſen, die uns noch allenthalben ſo-
gar als Ehre, als Vorzug, als Stam-
mes- und Nationalruhm anklebt! „Wel-
cher
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/131>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.