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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

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nischen Mönchspoesie gab, finden
mußten; sie mußten reimen, ja sogar in
die Mannichfaltigkeit gereimter
Versarten
einen großen Theil der An-
muth ihrer Poesie legen, weil sie ihrer
Zeit und Sprache nach nichts Anders thun
konnten. Die Limosinische Mundart, wie
jedes andre Kind der lingua rustica Ro-
mana
wußte vom Rhythmus der alten
Römerpoesie ganz und gar nichts; also
konnten die Provenzalen ihre Verse nicht
nach der Grammatik der Alten scandiren;
sie accentuirten sie, wie Spanier, Portu-
giesen, Italiener und Franzosen noch bis
jetzt ihre Verse accentuiren, solche daher
auch nicht nach einer eigentlichen Quantität
der Sylben, sondern zur artigen, ver-
ständigen Declamation einrichten *).

*) Dieser Unterschied zwischen der alten Pros-
odie, von dem viele keinen deutlichen Begriff

niſchen Moͤnchspoeſie gab, finden
mußten; ſie mußten reimen, ja ſogar in
die Mannichfaltigkeit gereimter
Versarten
einen großen Theil der An-
muth ihrer Poeſie legen, weil ſie ihrer
Zeit und Sprache nach nichts Anders thun
konnten. Die Limoſiniſche Mundart, wie
jedes andre Kind der lingua ruſtica Ro-
mana
wußte vom Rhythmus der alten
Roͤmerpoëſie ganz und gar nichts; alſo
konnten die Provenzalen ihre Verſe nicht
nach der Grammatik der Alten ſcandiren;
ſie accentuirten ſie, wie Spanier, Portu-
gieſen, Italiener und Franzoſen noch bis
jetzt ihre Verſe accentuiren, ſolche daher
auch nicht nach einer eigentlichen Quantitaͤt
der Sylben, ſondern zur artigen, ver-
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[80/0097] niſchen Moͤnchspoeſie gab, finden mußten; ſie mußten reimen, ja ſogar in die Mannichfaltigkeit gereimter Versarten einen großen Theil der An- muth ihrer Poeſie legen, weil ſie ihrer Zeit und Sprache nach nichts Anders thun konnten. Die Limoſiniſche Mundart, wie jedes andre Kind der lingua ruſtica Ro- mana wußte vom Rhythmus der alten Roͤmerpoëſie ganz und gar nichts; alſo konnten die Provenzalen ihre Verſe nicht nach der Grammatik der Alten ſcandiren; ſie accentuirten ſie, wie Spanier, Portu- gieſen, Italiener und Franzoſen noch bis jetzt ihre Verſe accentuiren, ſolche daher auch nicht nach einer eigentlichen Quantitaͤt der Sylben, ſondern zur artigen, ver- ſtaͤndigen Declamation einrichten *). *) Dieſer Unterſchied zwiſchen der alten Pros- odie, von dem viele keinen deutlichen Begriff

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/97>, abgerufen am 22.11.2024.