Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.der Buchstaben nicht vermindert, sondern Aus dieser beliebten Einsylbigkeit der Buchſtaben nicht vermindert, ſondern Aus dieſer beliebten Einſylbigkeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="66"/> der Buchſtaben nicht vermindert, ſondern<lb/> vermehrt. <hi rendition="#g">Ulfila</hi>'s und <hi rendition="#g">Ottfrieds</hi><lb/> Sprache ſind ungleich toͤnender, als wie<lb/> man z. B. im vorigen Jahrhundert oder<lb/> noch jetzt aus dem Munde des Volks die<lb/> Worte ſchreibet. Das Angelſaͤchſiſche ſchlich<lb/> mit viel ſtummen E. in mehreren Sylben<lb/> langſam fort; das Engliſche, das ſich<lb/> unter den Normaͤnnern bildete, warf<lb/> Buchſtaben weg, draͤngte ſie zuſammen,<lb/> ſchnitt vorn und hinten ab die Sylben; ſo<lb/> entſtand ein ganz neuer Gang und Rhyth-<lb/> mus der Sprache.</p><lb/> <p>Aus dieſer beliebten <hi rendition="#g">Einſylbigkeit</hi><lb/> der nordiſchen Mundarten, bei der man<lb/> aus Traͤgheit oder wie in boͤſer Luft die<lb/> Lippen kaum zu oͤfnen waget, und immer<lb/> nur <hi rendition="#g">hm</hi>! <hi rendition="#g">hm</hi>! ſprechen moͤchte, war es<lb/> natuͤrlich, daß wenn man Worte gegen<lb/> einander kuͤnſtlich ſtellen wollte, dies in-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0083]
der Buchſtaben nicht vermindert, ſondern
vermehrt. Ulfila's und Ottfrieds
Sprache ſind ungleich toͤnender, als wie
man z. B. im vorigen Jahrhundert oder
noch jetzt aus dem Munde des Volks die
Worte ſchreibet. Das Angelſaͤchſiſche ſchlich
mit viel ſtummen E. in mehreren Sylben
langſam fort; das Engliſche, das ſich
unter den Normaͤnnern bildete, warf
Buchſtaben weg, draͤngte ſie zuſammen,
ſchnitt vorn und hinten ab die Sylben; ſo
entſtand ein ganz neuer Gang und Rhyth-
mus der Sprache.
Aus dieſer beliebten Einſylbigkeit
der nordiſchen Mundarten, bei der man
aus Traͤgheit oder wie in boͤſer Luft die
Lippen kaum zu oͤfnen waget, und immer
nur hm! hm! ſprechen moͤchte, war es
natuͤrlich, daß wenn man Worte gegen
einander kuͤnſtlich ſtellen wollte, dies in-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |