Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Psalmbuch eingesetzt; Er, der Stifter
des Christenthums selbst, hatte sich mit
Worten aus dem Psalmbuch getröstet; dem
Psalmbuch also gaben Apostel und Kirchen-
väter mit Recht, auch seiner Popularität
wegen, das größeste Lob, da sowohl die
Stimme einzelner Personen, als eines gan-
zen Volks in ihm so herzlich, so stark und
lieblich erschallte. Luther bei sehr verän-
derten Zeitumständen nennet es einen Blu-
mengarten von allerlei Blumen,
einen ganzen Weltlauf von Zuständen
des menschlichen Herzens und Le
-
bens. *) Da ist keine Klage, meynt er,
kein Schmerz, kein Jammer, aber auch keine
Hoffnung, kein Trost, keine Freude, die in
ihm nicht ihren Ausdruck finde.

*) Luthers Vorrede zum Psalter.

dem Pſalmbuch eingeſetzt; Er, der Stifter
des Chriſtenthums ſelbſt, hatte ſich mit
Worten aus dem Pſalmbuch getroͤſtet; dem
Pſalmbuch alſo gaben Apoſtel und Kirchen-
vaͤter mit Recht, auch ſeiner Popularitaͤt
wegen, das groͤßeſte Lob, da ſowohl die
Stimme einzelner Perſonen, als eines gan-
zen Volks in ihm ſo herzlich, ſo ſtark und
lieblich erſchallte. Luther bei ſehr veraͤn-
derten Zeitumſtaͤnden nennet es einen Blu-
mengarten von allerlei Blumen,
einen ganzen Weltlauf von Zuſtaͤnden
des menſchlichen Herzens und Le
-
bens. *) Da iſt keine Klage, meynt er,
kein Schmerz, kein Jammer, aber auch keine
Hoffnung, kein Troſt, keine Freude, die in
ihm nicht ihren Ausdruck finde.

*) Luthers Vorrede zum Pſalter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="22"/>
dem P&#x017F;almbuch einge&#x017F;etzt; Er, der Stifter<lb/>
des Chri&#x017F;tenthums &#x017F;elb&#x017F;t, hatte &#x017F;ich mit<lb/>
Worten aus dem P&#x017F;almbuch getro&#x0364;&#x017F;tet; dem<lb/>
P&#x017F;almbuch al&#x017F;o gaben Apo&#x017F;tel und Kirchen-<lb/>
va&#x0364;ter mit Recht, auch &#x017F;einer Popularita&#x0364;t<lb/>
wegen, das gro&#x0364;ße&#x017F;te Lob, da &#x017F;owohl die<lb/>
Stimme einzelner Per&#x017F;onen, als eines gan-<lb/>
zen Volks in <hi rendition="#g">ihm</hi> &#x017F;o herzlich, &#x017F;o &#x017F;tark und<lb/>
lieblich er&#x017F;challte. <hi rendition="#g">Luther</hi> bei &#x017F;ehr vera&#x0364;n-<lb/>
derten Zeitum&#x017F;ta&#x0364;nden nennet es einen <hi rendition="#g">Blu</hi>-<lb/><hi rendition="#g">mengarten von allerlei Blumen</hi>,<lb/>
einen ganzen <hi rendition="#g">Weltlauf von Zu&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
des men&#x017F;chlichen Herzens und Le</hi>-<lb/><hi rendition="#g">bens</hi>. <note place="foot" n="*)">Luthers Vorrede zum P&#x017F;alter.</note> Da i&#x017F;t keine Klage, meynt er,<lb/>
kein Schmerz, kein Jammer, aber auch keine<lb/>
Hoffnung, kein Tro&#x017F;t, keine Freude, die in<lb/>
ihm nicht ihren Ausdruck finde.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0039] dem Pſalmbuch eingeſetzt; Er, der Stifter des Chriſtenthums ſelbſt, hatte ſich mit Worten aus dem Pſalmbuch getroͤſtet; dem Pſalmbuch alſo gaben Apoſtel und Kirchen- vaͤter mit Recht, auch ſeiner Popularitaͤt wegen, das groͤßeſte Lob, da ſowohl die Stimme einzelner Perſonen, als eines gan- zen Volks in ihm ſo herzlich, ſo ſtark und lieblich erſchallte. Luther bei ſehr veraͤn- derten Zeitumſtaͤnden nennet es einen Blu- mengarten von allerlei Blumen, einen ganzen Weltlauf von Zuſtaͤnden des menſchlichen Herzens und Le- bens. *) Da iſt keine Klage, meynt er, kein Schmerz, kein Jammer, aber auch keine Hoffnung, kein Troſt, keine Freude, die in ihm nicht ihren Ausdruck finde. *) Luthers Vorrede zum Pſalter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/39
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/39>, abgerufen am 22.11.2024.