dientien den Inhalt dieser Sagen, Lie- be, Tapferkeit und Andacht; schöne Namen, wäre ihre Bedeutung nur im- mer auch in der Anwendung der Namen werth gewesen.
Liebe. Gewiß aber wars nicht immer jene zärtlich-bewundernde Liebe, die man aus einem guten Vorurtheil, den Erzäh- lungen und Liedern des Mittelalters ge- meiniglich als Charakter zuschreibt. Viele Gesänge und Geschichten zeigen ein Andres, das sich auch zu jenen Gedankenlosen, und dabei unternehmenden Zeiten besser schickt und füget. In müßigen, reichen und üp- pigen Ständen, in Schlössern, an Höfen, deren es damals so viel gab, hatte man Zeit und Mittel, jene Galanterie, die gepriesene Blüthe der Ritter-Jahrhunderte, oft in einem Geschmack zu treiben, wie sie des Boccaz Decamerone oder Bran-
Siebente Samml. K
dientien den Inhalt dieſer Sagen, Lie- be, Tapferkeit und Andacht; ſchoͤne Namen, waͤre ihre Bedeutung nur im- mer auch in der Anwendung der Namen werth geweſen.
Liebe. Gewiß aber wars nicht immer jene zaͤrtlich-bewundernde Liebe, die man aus einem guten Vorurtheil, den Erzaͤh- lungen und Liedern des Mittelalters ge- meiniglich als Charakter zuſchreibt. Viele Geſaͤnge und Geſchichten zeigen ein Andres, das ſich auch zu jenen Gedankenloſen, und dabei unternehmenden Zeiten beſſer ſchickt und fuͤget. In muͤßigen, reichen und uͤp- pigen Staͤnden, in Schloͤſſern, an Hoͤfen, deren es damals ſo viel gab, hatte man Zeit und Mittel, jene Galanterie, die geprieſene Bluͤthe der Ritter-Jahrhunderte, oft in einem Geſchmack zu treiben, wie ſie des Boccaz Decamerone oder Bran-
Siebente Samml. K
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dientien den Inhalt dieſer Sagen, Lie-
be, Tapferkeit und Andacht; ſchoͤne
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werth geweſen.
Liebe. Gewiß aber wars nicht immer
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aus einem guten Vorurtheil, den Erzaͤh-
lungen und Liedern des Mittelalters ge-
meiniglich als Charakter zuſchreibt. Viele
Geſaͤnge und Geſchichten zeigen ein Andres,
das ſich auch zu jenen Gedankenloſen, und
dabei unternehmenden Zeiten beſſer ſchickt
und fuͤget. In muͤßigen, reichen und uͤp-
pigen Staͤnden, in Schloͤſſern, an Hoͤfen,
deren es damals ſo viel gab, hatte man
Zeit und Mittel, jene Galanterie, die
geprieſene Bluͤthe der Ritter-Jahrhunderte,
oft in einem Geſchmack zu treiben, wie ſie
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/162>, abgerufen am 29.07.2024.
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