Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.88. Wie mir immer eine Furcht ankommt, 88. Wie mir immer eine Furcht ankommt, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0152" n="135"/> <div n="1"> <head>88.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ie mir immer eine Furcht ankommt,<lb/> wenn ich eine ganze Nation oder Zeitfolge<lb/> durch einige Worte charakteriſiren hoͤre:<lb/> denn welch eine ungeheure Menge von<lb/> Verſchiedenheiten faſſet das Wort <hi rendition="#g">Nation</hi>,<lb/> oder die <hi rendition="#g">mittleren Jahrhunderte</hi>,<lb/> oder die <hi rendition="#g">alte und neue Zeit</hi> in ſich!<lb/> eben ſo verlegen werde ich, wenn ich von<lb/> der <hi rendition="#g">Poeſie einer Nation</hi> oder eines<lb/><hi rendition="#g">Zeitalters</hi> in allgemeinen Ausdruͤcken<lb/> reden hoͤre. Die Poeſie der <hi rendition="#g">Italiaͤner</hi>,<lb/> der <hi rendition="#g">Spanier</hi>, der <hi rendition="#g">Franzoſen</hi>, wie viel,<lb/> wie mancherlei begreift ſie in ſich! und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0152]
88.
Wie mir immer eine Furcht ankommt,
wenn ich eine ganze Nation oder Zeitfolge
durch einige Worte charakteriſiren hoͤre:
denn welch eine ungeheure Menge von
Verſchiedenheiten faſſet das Wort Nation,
oder die mittleren Jahrhunderte,
oder die alte und neue Zeit in ſich!
eben ſo verlegen werde ich, wenn ich von
der Poeſie einer Nation oder eines
Zeitalters in allgemeinen Ausdruͤcken
reden hoͤre. Die Poeſie der Italiaͤner,
der Spanier, der Franzoſen, wie viel,
wie mancherlei begreift ſie in ſich! und
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