und schaffet mit seinen Händen. Das höchst-ästhetische Geschöpf der Erde mußte also auch ein nachahmendes, ord- nendes, darstellendes, ein poetisches und politisches Geschöpf werden. Denn da seine Natur selbst gleichsam die höchste Kunst der großen Natur ist, die in ihm nach der höchsten Wirkung strebet; so muß- te diese sich in der Menschheit offenbaren. Der Bildner unsrer Gedanken, unsrer Sit- ten, unsrer Verfassung, ist ein Künstler; sollte also, da Kunst der Inbegrif und Zweck unsrer Natur ist, die Kunst, die sich mit dem Gebilde des Menschen und allen ihm einwohnenden Kräf- ten darstellend beschäftigt, für die Mensch- heit von keinem Werth seyn?
Von einem sehr hohen Werthe. Sie hat nicht nur Gedanken, sondern Gedan- kenformen, ewige Charaktere sicht-
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und ſchaffet mit ſeinen Haͤnden. Das hoͤchſt-aͤſthetiſche Geſchoͤpf der Erde mußte alſo auch ein nachahmendes, ord- nendes, darſtellendes, ein poetiſches und politiſches Geſchoͤpf werden. Denn da ſeine Natur ſelbſt gleichſam die hoͤchſte Kunſt der großen Natur iſt, die in ihm nach der hoͤchſten Wirkung ſtrebet; ſo muß- te dieſe ſich in der Menſchheit offenbaren. Der Bildner unſrer Gedanken, unſrer Sit- ten, unſrer Verfaſſung, iſt ein Kuͤnſtler; ſollte alſo, da Kunſt der Inbegrif und Zweck unſrer Natur iſt, die Kunſt, die ſich mit dem Gebilde des Menſchen und allen ihm einwohnenden Kraͤf- ten darſtellend beſchaͤftigt, fuͤr die Menſch- heit von keinem Werth ſeyn?
Von einem ſehr hohen Werthe. Sie hat nicht nur Gedanken, ſondern Gedan- kenformen, ewige Charaktere ſicht-
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und ſchaffet mit ſeinen Haͤnden. Das
hoͤchſt-aͤſthetiſche Geſchoͤpf der Erde
mußte alſo auch ein nachahmendes, ord-
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politiſches Geſchoͤpf werden. Denn da
ſeine Natur ſelbſt gleichſam die hoͤchſte
Kunſt der großen Natur iſt, die in ihm
nach der hoͤchſten Wirkung ſtrebet; ſo muß-
te dieſe ſich in der Menſchheit offenbaren.
Der Bildner unſrer Gedanken, unſrer Sit-
ten, unſrer Verfaſſung, iſt ein Kuͤnſtler;
ſollte alſo, da Kunſt der Inbegrif und
Zweck unſrer Natur iſt, die Kunſt, die
ſich mit dem Gebilde des Menſchen
und allen ihm einwohnenden Kraͤf-
ten darſtellend beſchaͤftigt, fuͤr die Menſch-
heit von keinem Werth ſeyn?
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/18>, abgerufen am 16.07.2024.
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