warte. Es gehört nunmehr auch schon dazu ein Herkules, um auf dem Schei- dewege der Tauglichkeit oder Untauglich- keit im Staat, jener Verführerinn, die mit Seifblasen zum unzeitigen Genusse lockt, nicht zu folgen, sondern mit lang- samen Schritten die Höhe zu ersteigen, wo der grünende Kranz des Wohlstandes aufgesteckt ist."
Auf dieser Höhe spricht der Verfasser vom Gemeingeist, der alles in Rücksicht des Ganzen betrach- tet, dem wahren Schutzgeist der Städte.
"Das Alterthum, sagt er, hatte soviel öffentliche Gebäude, prächtig durch ihre Größe; Akademieen, Colisäen, The- ater u. f., die wie die Luft zum freien Gebrauch waren. Die neuere Zeit hat lauter eingeschränkte Besitzungen, öffentli-
warte. Es gehoͤrt nunmehr auch ſchon dazu ein Herkules, um auf dem Schei- dewege der Tauglichkeit oder Untauglich- keit im Staat, jener Verfuͤhrerinn, die mit Seifblaſen zum unzeitigen Genuſſe lockt, nicht zu folgen, ſondern mit lang- ſamen Schritten die Hoͤhe zu erſteigen, wo der gruͤnende Kranz des Wohlſtandes aufgeſteckt iſt.“
Auf dieſer Hoͤhe ſpricht der Verfaſſer vom Gemeingeiſt, der alles in Ruͤckſicht des Ganzen betrach- tet, dem wahren Schutzgeiſt der Staͤdte.
„Das Alterthum, ſagt er, hatte ſoviel oͤffentliche Gebaͤude, praͤchtig durch ihre Groͤße; Akademieen, Coliſaͤen, The- ater u. f., die wie die Luft zum freien Gebrauch waren. Die neuere Zeit hat lauter eingeſchraͤnkte Beſitzungen, oͤffentli-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0174"n="159"/>
warte. Es gehoͤrt nunmehr auch ſchon<lb/>
dazu ein <hirendition="#g">Herkules</hi>, um auf dem Schei-<lb/>
dewege der Tauglichkeit oder Untauglich-<lb/>
keit im Staat, jener Verfuͤhrerinn, die<lb/>
mit Seifblaſen zum unzeitigen Genuſſe<lb/>
lockt, nicht zu folgen, ſondern mit lang-<lb/>ſamen Schritten die Hoͤhe zu erſteigen,<lb/>
wo der gruͤnende Kranz des Wohlſtandes<lb/>
aufgeſteckt iſt.“</p><lb/><p>Auf dieſer Hoͤhe ſpricht der Verfaſſer<lb/>
vom <hirendition="#g">Gemeingeiſt</hi>,<lb/>
der alles in Ruͤckſicht des Ganzen betrach-<lb/>
tet, dem wahren <hirendition="#g">Schutzgeiſt der<lb/>
Staͤdte</hi>.</p><lb/><p>„Das Alterthum, ſagt er, hatte ſoviel<lb/>
oͤffentliche Gebaͤude, praͤchtig durch ihre<lb/>
Groͤße; <hirendition="#g">Akademieen</hi>, <hirendition="#g">Coliſaͤen</hi>, <hirendition="#g">The</hi>-<lb/><hirendition="#g">ater</hi> u. f., die wie die Luft zum freien<lb/>
Gebrauch waren. Die neuere Zeit hat<lb/>
lauter eingeſchraͤnkte Beſitzungen, oͤffentli-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[159/0174]
warte. Es gehoͤrt nunmehr auch ſchon
dazu ein Herkules, um auf dem Schei-
dewege der Tauglichkeit oder Untauglich-
keit im Staat, jener Verfuͤhrerinn, die
mit Seifblaſen zum unzeitigen Genuſſe
lockt, nicht zu folgen, ſondern mit lang-
ſamen Schritten die Hoͤhe zu erſteigen,
wo der gruͤnende Kranz des Wohlſtandes
aufgeſteckt iſt.“
Auf dieſer Hoͤhe ſpricht der Verfaſſer
vom Gemeingeiſt,
der alles in Ruͤckſicht des Ganzen betrach-
tet, dem wahren Schutzgeiſt der
Staͤdte.
„Das Alterthum, ſagt er, hatte ſoviel
oͤffentliche Gebaͤude, praͤchtig durch ihre
Groͤße; Akademieen, Coliſaͤen, The-
ater u. f., die wie die Luft zum freien
Gebrauch waren. Die neuere Zeit hat
lauter eingeſchraͤnkte Beſitzungen, oͤffentli-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/174>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.