stes für ihr Vaterland, für ihre Freunde und Gesellen in Stellungen vor uns, wie sie die Muse verkündigt, und ihnen den Kranz der Unsterblichkeit darreicht. Ohne dieses Gefühl der Ehre wären keine schöne griechische Körper und Seelen, keine Hel- den und Götter, auch keine Kunst, die sie würdig darstellete, entstanden: denn auch die griechischen Götter und Göttinnen sind Helden der Tugend, d. i. einer Virtuo- sität, jeder in seiner Art. So preisen sie die Hymnen; den Zevs als den Mäch- tigsten und Besten, dem Themis zur Seite sitzt, und mit ihm weise Gespräche pfleget; die Pallas, aus seinem Haupte gebohren, als eine Beschützerin der Städ- te, die Meisterin des Krieges, die Erfin- derin der schönsten Künste des Friedens; so den Hephästus, der den Sterblichen die nützlichsten Werkzeuge und Gaben ge-
ſtes fuͤr ihr Vaterland, fuͤr ihre Freunde und Geſellen in Stellungen vor uns, wie ſie die Muſe verkuͤndigt, und ihnen den Kranz der Unſterblichkeit darreicht. Ohne dieſes Gefuͤhl der Ehre waͤren keine ſchoͤne griechiſche Koͤrper und Seelen, keine Hel- den und Goͤtter, auch keine Kunſt, die ſie wuͤrdig darſtellete, entſtanden: denn auch die griechiſchen Goͤtter und Goͤttinnen ſind Helden der Tugend, d. i. einer Virtuo- ſitaͤt, jeder in ſeiner Art. So preiſen ſie die Hymnen; den Zevs als den Maͤch- tigſten und Beſten, dem Themis zur Seite ſitzt, und mit ihm weiſe Geſpraͤche pfleget; die Pallas, aus ſeinem Haupte gebohren, als eine Beſchuͤtzerin der Staͤd- te, die Meiſterin des Krieges, die Erfin- derin der ſchoͤnſten Kuͤnſte des Friedens; ſo den Hephaͤſtus, der den Sterblichen die nuͤtzlichſten Werkzeuge und Gaben ge-
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ſtes fuͤr ihr Vaterland, fuͤr ihre Freunde
und Geſellen in Stellungen vor uns, wie
ſie die Muſe verkuͤndigt, und ihnen den
Kranz der Unſterblichkeit darreicht. Ohne
dieſes Gefuͤhl der Ehre waͤren keine ſchoͤne
griechiſche Koͤrper und Seelen, keine Hel-
den und Goͤtter, auch keine Kunſt, die ſie
wuͤrdig darſtellete, entſtanden: denn auch
die griechiſchen Goͤtter und Goͤttinnen ſind
Helden der Tugend, d. i. einer Virtuo-
ſitaͤt, jeder in ſeiner Art. So preiſen
ſie die Hymnen; den Zevs als den Maͤch-
tigſten und Beſten, dem Themis zur
Seite ſitzt, und mit ihm weiſe Geſpraͤche
pfleget; die Pallas, aus ſeinem Haupte
gebohren, als eine Beſchuͤtzerin der Staͤd-
te, die Meiſterin des Krieges, die Erfin-
derin der ſchoͤnſten Kuͤnſte des Friedens;
ſo den Hephaͤſtus, der den Sterblichen
die nuͤtzlichſten Werkzeuge und Gaben ge-
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/141>, abgerufen am 16.07.2024.
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