Dinge seyn nur Eins; sie könnten nie von einander, nie vom Menschen gesondert werden, ohne daß er ein Mensch zu seyn aufhöre. Sie ziemten ihm allerwege und allenthalben. --
Jetzt zeigt Comenius, wie und wo- durch alle drei verderbt seyn? Der Ver- stand werde von wenigen wenig ge- braucht; der Wille unterliege den Begier- den; man suche Reichthum, Ehre, Lust, Eitelkeiten, Schatten der Dinge; man suche sich außer- nicht in sich selbst. Man wisse nicht, was man wollen, thun, wissen solle; man theile sich in phi- losophische, politische Religionssecten; man streite, ohne einander zu überzeugen, und doch sei es das einzige Zeichen, daß man selbst weiß, wenn man andre überzeuget. Die Weisheit werde in Bücher gekerkert, nicht in der Brust getragen; unsre Bücher
Dinge ſeyn nur Eins; ſie koͤnnten nie von einander, nie vom Menſchen geſondert werden, ohne daß er ein Menſch zu ſeyn aufhoͤre. Sie ziemten ihm allerwege und allenthalben. —
Jetzt zeigt Comenius, wie und wo- durch alle drei verderbt ſeyn? Der Ver- ſtand werde von wenigen wenig ge- braucht; der Wille unterliege den Begier- den; man ſuche Reichthum, Ehre, Luſt, Eitelkeiten, Schatten der Dinge; man ſuche ſich außer- nicht in ſich ſelbſt. Man wiſſe nicht, was man wollen, thun, wiſſen ſolle; man theile ſich in phi- loſophiſche, politiſche Religionsſecten; man ſtreite, ohne einander zu uͤberzeugen, und doch ſei es das einzige Zeichen, daß man ſelbſt weiß, wenn man andre uͤberzeuget. Die Weisheit werde in Buͤcher gekerkert, nicht in der Bruſt getragen; unſre Buͤcher
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Dinge ſeyn nur Eins; ſie koͤnnten nie von
einander, nie vom Menſchen geſondert
werden, ohne daß er ein Menſch zu ſeyn
aufhoͤre. Sie ziemten ihm allerwege und
allenthalben. —
Jetzt zeigt Comenius, wie und wo-
durch alle drei verderbt ſeyn? Der Ver-
ſtand werde von wenigen wenig ge-
braucht; der Wille unterliege den Begier-
den; man ſuche Reichthum, Ehre, Luſt,
Eitelkeiten, Schatten der Dinge;
man ſuche ſich außer- nicht in ſich ſelbſt.
Man wiſſe nicht, was man wollen,
thun, wiſſen ſolle; man theile ſich in phi-
loſophiſche, politiſche Religionsſecten; man
ſtreite, ohne einander zu uͤberzeugen, und
doch ſei es das einzige Zeichen, daß man
ſelbſt weiß, wenn man andre uͤberzeuget.
Die Weisheit werde in Buͤcher gekerkert,
nicht in der Bruſt getragen; unſre Buͤcher
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/57>, abgerufen am 23.07.2024.
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