nicht länger ertragen zu dürfen glaubte und sich selbst den Tod gab. Die Aufschrift seines Urlaubes aus dem Leben, exemplar humanae vitae rühreten mich von jeher; und o möchte ein jeder, der von Menschen aus der Welt gedrängt, zuletzt noch einige Worte für Menschen zu schreiben, guten Willen und Kraft hat, sein Exemplar des menschlichen Lebens dem Exemplar des Acosta hinzufügen! Die Menschheit erhielte damit eine Anzahl sonderbarer Exemplare.
Von Kindheit auf ist mir nichts ab- scheulicher gewesen, als Verfolgungen oder persönliche Beschimpfungen eines Menschen über seine Religion. Wen gehet diese, als ihn selbst und Gott an? ja, wer weiß nicht, was an dem Wort Religion, so- bald es innere Ueberzeugung und Gefühl betrift, für tiefe Skrupel und Schwierig- keiten haften? Dem ist Dieses, einem
nicht laͤnger ertragen zu duͤrfen glaubte und ſich ſelbſt den Tod gab. Die Aufſchrift ſeines Urlaubes aus dem Leben, exemplar humanae vitae ruͤhreten mich von jeher; und o moͤchte ein jeder, der von Menſchen aus der Welt gedraͤngt, zuletzt noch einige Worte fuͤr Menſchen zu ſchreiben, guten Willen und Kraft hat, ſein Exemplar des menſchlichen Lebens dem Exemplar des Acoſta hinzufuͤgen! Die Menſchheit erhielte damit eine Anzahl ſonderbarer Exemplare.
Von Kindheit auf iſt mir nichts ab- ſcheulicher geweſen, als Verfolgungen oder perſoͤnliche Beſchimpfungen eines Menſchen uͤber ſeine Religion. Wen gehet dieſe, als ihn ſelbſt und Gott an? ja, wer weiß nicht, was an dem Wort Religion, ſo- bald es innere Ueberzeugung und Gefuͤhl betrift, fuͤr tiefe Skrupel und Schwierig- keiten haften? Dem iſt Dieſes, einem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0038"n="23"/>
nicht laͤnger ertragen zu duͤrfen glaubte und<lb/>ſich ſelbſt den Tod gab. Die Aufſchrift<lb/>ſeines Urlaubes aus dem Leben, <hirendition="#aq">exemplar<lb/>
humanae vitae</hi> ruͤhreten mich von jeher;<lb/>
und o moͤchte ein jeder, der von Menſchen<lb/>
aus der Welt gedraͤngt, zuletzt noch einige<lb/>
Worte fuͤr Menſchen zu ſchreiben, guten<lb/>
Willen und Kraft hat, ſein Exemplar des<lb/>
menſchlichen Lebens dem Exemplar des<lb/>
Acoſta hinzufuͤgen! Die Menſchheit erhielte<lb/>
damit eine Anzahl ſonderbarer Exemplare.</p><lb/><p>Von Kindheit auf iſt mir nichts ab-<lb/>ſcheulicher geweſen, als Verfolgungen oder<lb/>
perſoͤnliche Beſchimpfungen eines Menſchen<lb/>
uͤber ſeine Religion. Wen gehet dieſe, als<lb/>
ihn ſelbſt und Gott an? ja, wer weiß<lb/>
nicht, was an dem Wort <hirendition="#g">Religion</hi>, ſo-<lb/>
bald es innere Ueberzeugung und Gefuͤhl<lb/>
betrift, fuͤr tiefe Skrupel und Schwierig-<lb/>
keiten haften? <hirendition="#g">Dem</hi> iſt <hirendition="#g">Dieſes</hi>, einem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[23/0038]
nicht laͤnger ertragen zu duͤrfen glaubte und
ſich ſelbſt den Tod gab. Die Aufſchrift
ſeines Urlaubes aus dem Leben, exemplar
humanae vitae ruͤhreten mich von jeher;
und o moͤchte ein jeder, der von Menſchen
aus der Welt gedraͤngt, zuletzt noch einige
Worte fuͤr Menſchen zu ſchreiben, guten
Willen und Kraft hat, ſein Exemplar des
menſchlichen Lebens dem Exemplar des
Acoſta hinzufuͤgen! Die Menſchheit erhielte
damit eine Anzahl ſonderbarer Exemplare.
Von Kindheit auf iſt mir nichts ab-
ſcheulicher geweſen, als Verfolgungen oder
perſoͤnliche Beſchimpfungen eines Menſchen
uͤber ſeine Religion. Wen gehet dieſe, als
ihn ſelbſt und Gott an? ja, wer weiß
nicht, was an dem Wort Religion, ſo-
bald es innere Ueberzeugung und Gefuͤhl
betrift, fuͤr tiefe Skrupel und Schwierig-
keiten haften? Dem iſt Dieſes, einem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/38>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.