Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.mal diese Gattung Poesie da seyn soll. mal dieſe Gattung Poeſie da ſeyn ſoll. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="20"/> mal dieſe Gattung Poeſie da ſeyn ſoll.<lb/> Gegen die roͤmiſchen Dichter des Amors,<lb/><hi rendition="#g">Horaz</hi>, <hi rendition="#g">Tibull</hi>, <hi rendition="#g">Properz</hi> macht Pe-<lb/> trarca, der Idee ſeiner <hi rendition="#aq">verſi volgari</hi> nach,<lb/> keinen kleineren Unterſchied, als den er der<lb/> Sprache, den Nationen und Zeiten ſelbſt<lb/> nach machen mußte. Von unſern erotiſchen<lb/> Dichtern ſteht er in gleichem Maaße ge-<lb/> ſondert. Da es indeſſen doch wohl Nie-<lb/> manden zu verargen ſeyn wird, wenn er<lb/> in ſeine Liebe <hi rendition="#g">Gemuͤth</hi> bringet, und ſie<lb/> nicht blos als ein Werk des Beduͤrfniſſes<lb/> und der Convenienz betreibet: ſo ſehe ich<lb/> auch Petrarca's Laura als ein Ideal an,<lb/> das keinen Juͤngling verfuͤhren, das jedem<lb/> edelgeſchaffenen Juͤnglinge als ein Madon-<lb/> nen-Bild alter Zeiten in einer ſo ſchoͤnen<lb/> Sprache wohlthun wird. Die Empfindun-<lb/> gen Petrarca's in Anſehung der Freund-<lb/> ſchaft gegen Freunde waren dieſem Ideal<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0035]
mal dieſe Gattung Poeſie da ſeyn ſoll.
Gegen die roͤmiſchen Dichter des Amors,
Horaz, Tibull, Properz macht Pe-
trarca, der Idee ſeiner verſi volgari nach,
keinen kleineren Unterſchied, als den er der
Sprache, den Nationen und Zeiten ſelbſt
nach machen mußte. Von unſern erotiſchen
Dichtern ſteht er in gleichem Maaße ge-
ſondert. Da es indeſſen doch wohl Nie-
manden zu verargen ſeyn wird, wenn er
in ſeine Liebe Gemuͤth bringet, und ſie
nicht blos als ein Werk des Beduͤrfniſſes
und der Convenienz betreibet: ſo ſehe ich
auch Petrarca's Laura als ein Ideal an,
das keinen Juͤngling verfuͤhren, das jedem
edelgeſchaffenen Juͤnglinge als ein Madon-
nen-Bild alter Zeiten in einer ſo ſchoͤnen
Sprache wohlthun wird. Die Empfindun-
gen Petrarca's in Anſehung der Freund-
ſchaft gegen Freunde waren dieſem Ideal
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/35 |
Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/35>, abgerufen am 16.02.2025. |