cian, Terenz, Ovid, Juvenal, Pe- tron und Plinius, unter den Neuern nebst einigen Geschichtschreibern Grotius, Bayle, le Clerc, Moliere die lieb- sten; man siehet die Spuren davon in sei- nen Schriften, in denen sich nirgend ein tiefer, allenthalben aber ein heller, lebhaf- ter, vernünftiger, moralischer Geist zeiget.
Leibnitz endlich -- hier konnte unser Autor, der die bekannten Lebensumstände nicht wiederholen wollte, wenig sagen: denn die Geschichte seines Geistes hat Leib- nitz uns nicht selbst geschrieben. Er lebt für uns in seinen Schriften, aus welchen hier einige Umstände zusammengestellt sind. Hören Sie von ihm eine Weißagung:
"Ich finde, daß solche (leichtsinnige, ir- religiöse) Meinungen, indem sie je mehr und mehr unter Leuten von der großen Welt, nach welchen sich die übrigen zu rich-
cian, Terenz, Ovid, Juvenal, Pe- tron und Plinius, unter den Neuern nebſt einigen Geſchichtſchreibern Grotius, Bayle, le Clerc, Moliere die lieb- ſten; man ſiehet die Spuren davon in ſei- nen Schriften, in denen ſich nirgend ein tiefer, allenthalben aber ein heller, lebhaf- ter, vernuͤnftiger, moraliſcher Geiſt zeiget.
Leibnitz endlich — hier konnte unſer Autor, der die bekannten Lebensumſtaͤnde nicht wiederholen wollte, wenig ſagen: denn die Geſchichte ſeines Geiſtes hat Leib- nitz uns nicht ſelbſt geſchrieben. Er lebt fuͤr uns in ſeinen Schriften, aus welchen hier einige Umſtaͤnde zuſammengeſtellt ſind. Hoͤren Sie von ihm eine Weißagung:
„Ich finde, daß ſolche (leichtſinnige, ir- religioͤſe) Meinungen, indem ſie je mehr und mehr unter Leuten von der großen Welt, nach welchen ſich die uͤbrigen zu rich-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0022"n="7"/><hirendition="#g">cian</hi>, <hirendition="#g">Terenz</hi>, <hirendition="#g">Ovid</hi>, <hirendition="#g">Juvenal</hi>, <hirendition="#g">Pe</hi>-<lb/><hirendition="#g">tron</hi> und <hirendition="#g">Plinius</hi>, unter den Neuern<lb/>
nebſt einigen Geſchichtſchreibern <hirendition="#g">Grotius</hi>,<lb/><hirendition="#g">Bayle</hi>, <hirendition="#g">le Clerc</hi>, <hirendition="#g">Moliere</hi> die lieb-<lb/>ſten; man ſiehet die Spuren davon in ſei-<lb/>
nen Schriften, in denen ſich nirgend ein<lb/>
tiefer, allenthalben aber ein heller, lebhaf-<lb/>
ter, vernuͤnftiger, moraliſcher Geiſt zeiget.</p><lb/><p><hirendition="#g">Leibnitz</hi> endlich — hier konnte unſer<lb/>
Autor, der die bekannten Lebensumſtaͤnde<lb/>
nicht wiederholen wollte, wenig ſagen:<lb/>
denn die Geſchichte ſeines Geiſtes hat Leib-<lb/>
nitz uns nicht ſelbſt geſchrieben. Er lebt<lb/>
fuͤr uns in ſeinen Schriften, aus welchen<lb/>
hier einige Umſtaͤnde zuſammengeſtellt ſind.<lb/>
Hoͤren Sie von ihm eine Weißagung:</p><lb/><p>„Ich finde, daß ſolche (leichtſinnige, ir-<lb/>
religioͤſe) Meinungen, indem ſie je mehr<lb/>
und mehr unter Leuten von der großen<lb/>
Welt, nach welchen ſich die uͤbrigen zu rich-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0022]
cian, Terenz, Ovid, Juvenal, Pe-
tron und Plinius, unter den Neuern
nebſt einigen Geſchichtſchreibern Grotius,
Bayle, le Clerc, Moliere die lieb-
ſten; man ſiehet die Spuren davon in ſei-
nen Schriften, in denen ſich nirgend ein
tiefer, allenthalben aber ein heller, lebhaf-
ter, vernuͤnftiger, moraliſcher Geiſt zeiget.
Leibnitz endlich — hier konnte unſer
Autor, der die bekannten Lebensumſtaͤnde
nicht wiederholen wollte, wenig ſagen:
denn die Geſchichte ſeines Geiſtes hat Leib-
nitz uns nicht ſelbſt geſchrieben. Er lebt
fuͤr uns in ſeinen Schriften, aus welchen
hier einige Umſtaͤnde zuſammengeſtellt ſind.
Hoͤren Sie von ihm eine Weißagung:
„Ich finde, daß ſolche (leichtſinnige, ir-
religioͤſe) Meinungen, indem ſie je mehr
und mehr unter Leuten von der großen
Welt, nach welchen ſich die uͤbrigen zu rich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/22>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.