Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.im Sinne hatten; die Erfahrung aber lehrt, im Sinne hatten; die Erfahrung aber lehrt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="21"/> im Sinne hatten; die Erfahrung aber lehrt,<lb/> daß alle, die ſich an ſo Etwas gewagt ha-<lb/> ben, getaͤuſcht wurden. Zuweilen koͤnnen<lb/> dergleichen Prophezeiungen nuͤtzlich ſeyn,<lb/> dem Poͤbel, wie man es nennt, durch einen<lb/> frommen Betrug, Muth zu machen; bei<lb/> Verſtaͤndigen aber haben ſie ſo wenigen<lb/> Werth, daß ſie vielmehr dem Anſehen und<lb/> dem guten Ruf des Propheten Nachtheil<lb/> bringen, indem ſie keinen gruͤndlichen Be-<lb/> weis zulaſſen, ohne welchen doch ein red-<lb/> licher Mann, der ſeine Pflicht verſtehet,<lb/> nicht ſo leicht etwas behauptet. Gewiſſer<lb/> moͤchte ich, faͤhrt er fort, das vorausſagen,<lb/> daß, wenn in Deutſchland die Dinge nicht<lb/> beſſer gemacht werden, * * einen laͤngern<lb/> Widerſtand leiſten werde, als wir uns einbil-<lb/> den. Wir Deutſchen brauchen unſre Kraͤfte<lb/> nicht gnug. — — Statt alſo uns mit<lb/> ſchmeichelnden Prophezeiungen einzuſchlaͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0184]
im Sinne hatten; die Erfahrung aber lehrt,
daß alle, die ſich an ſo Etwas gewagt ha-
ben, getaͤuſcht wurden. Zuweilen koͤnnen
dergleichen Prophezeiungen nuͤtzlich ſeyn,
dem Poͤbel, wie man es nennt, durch einen
frommen Betrug, Muth zu machen; bei
Verſtaͤndigen aber haben ſie ſo wenigen
Werth, daß ſie vielmehr dem Anſehen und
dem guten Ruf des Propheten Nachtheil
bringen, indem ſie keinen gruͤndlichen Be-
weis zulaſſen, ohne welchen doch ein red-
licher Mann, der ſeine Pflicht verſtehet,
nicht ſo leicht etwas behauptet. Gewiſſer
moͤchte ich, faͤhrt er fort, das vorausſagen,
daß, wenn in Deutſchland die Dinge nicht
beſſer gemacht werden, * * einen laͤngern
Widerſtand leiſten werde, als wir uns einbil-
den. Wir Deutſchen brauchen unſre Kraͤfte
nicht gnug. — — Statt alſo uns mit
ſchmeichelnden Prophezeiungen einzuſchlaͤ-
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