Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.heuren Bahn meistens in dunkeln zu all- Und doch hängt von diesem scharfge- *) Wegelin ist seitdem gestorben. Er ruhe
sanft. Sein Geist hat viel gedacht, viel com- biniret. Ich wünschte nicht, daß seine hin- terlassenen Schriften untergingen; jeder sei- ner Aufsätze ist eine Sammlung unverarbei- teter Gedanken, die wenigstens immer eigne Gedanken veranlassen, oder verbessern und bestärken. Der große König selbst hat seine Schriften gelesen und geehrt. A. d. H. heuren Bahn meiſtens in dunkeln zu all- Und doch haͤngt von dieſem ſcharfge- *) Wegelin iſt ſeitdem geſtorben. Er ruhe
ſanft. Sein Geiſt hat viel gedacht, viel com- biniret. Ich wuͤnſchte nicht, daß ſeine hin- terlaſſenen Schriften untergingen; jeder ſei- ner Aufſaͤtze iſt eine Sammlung unverarbei- teter Gedanken, die wenigſtens immer eigne Gedanken veranlaſſen, oder verbeſſern und beſtaͤrken. Der große Koͤnig ſelbſt hat ſeine Schriften geleſen und geehrt. A. d. H. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="6"/> heuren Bahn meiſtens in dunkeln zu all-<lb/> gemeinen Maximen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Wegelin</hi> iſt ſeitdem geſtorben. Er ruhe<lb/> ſanft. Sein Geiſt hat viel gedacht, viel com-<lb/> biniret. Ich wuͤnſchte nicht, daß ſeine hin-<lb/> terlaſſenen Schriften untergingen; jeder ſei-<lb/> ner Aufſaͤtze iſt eine Sammlung unverarbei-<lb/> teter Gedanken, die wenigſtens immer eigne<lb/> Gedanken veranlaſſen, oder verbeſſern und<lb/> beſtaͤrken. Der <hi rendition="#g">große Koͤnig</hi> ſelbſt hat<lb/> ſeine Schriften geleſen und geehrt.<lb/> A. d. H.</note>.</p><lb/> <p>Und doch haͤngt von dieſem ſcharfge-<lb/> haltenen Augpunkt aller Nutzen der Ge-<lb/> ſchichte ab; die Figuren des Gemaͤldes<lb/> werden untreu, verworren und dunkel,<lb/> wenn man ihnen dies Licht raubet. Wie<lb/> viel z. B. iſt uͤber <hi rendition="#g">Machiavells Fuͤr</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ſten</hi> geſagt worden, und doch zweifle ich,<lb/> ob mit ausgemachtem Reſultate? indem<lb/> einige dies Buch fuͤr eine Satyre, andre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0169]
heuren Bahn meiſtens in dunkeln zu all-
gemeinen Maximen *).
Und doch haͤngt von dieſem ſcharfge-
haltenen Augpunkt aller Nutzen der Ge-
ſchichte ab; die Figuren des Gemaͤldes
werden untreu, verworren und dunkel,
wenn man ihnen dies Licht raubet. Wie
viel z. B. iſt uͤber Machiavells Fuͤr-
ſten geſagt worden, und doch zweifle ich,
ob mit ausgemachtem Reſultate? indem
einige dies Buch fuͤr eine Satyre, andre
*) Wegelin iſt ſeitdem geſtorben. Er ruhe
ſanft. Sein Geiſt hat viel gedacht, viel com-
biniret. Ich wuͤnſchte nicht, daß ſeine hin-
terlaſſenen Schriften untergingen; jeder ſei-
ner Aufſaͤtze iſt eine Sammlung unverarbei-
teter Gedanken, die wenigſtens immer eigne
Gedanken veranlaſſen, oder verbeſſern und
beſtaͤrken. Der große Koͤnig ſelbſt hat
ſeine Schriften geleſen und geehrt.
A. d. H.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/169 |
Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/169>, abgerufen am 17.02.2025. |