Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Lernte der Aemsigkeit Werth und Zukunft- ah- nende Vorsicht. Ihn ergreifen mit eisernem Arm des darben- den Jahres Schrecken nimmer; es spendet ihm nicht, wie dem übrigen Zugvieh, Schlechte, kärgliche Kost der unfreigebige Frohnherr. Ihn treibt nicht der Hunger aus Thränenloser Despoten Ländchen, aus Deutschland hin zu des fernen Astrakans Oeden. Siehe, der reiche Gewinn von tiefer-geacker- ten eignen Saaten und üppiger Wiesen sich stets erneu- ernder Kleewuchs Blieb ihm von beßeren Jahren. Er theilt den Ueberfluß willig Mit dem hülflosen Volk angränzender Skla- venländer; Lernte der Aemſigkeit Werth und Zukunft- ah- nende Vorſicht. Ihn ergreifen mit eiſernem Arm des darben- den Jahres Schrecken nimmer; es ſpendet ihm nicht, wie dem uͤbrigen Zugvieh, Schlechte, kaͤrgliche Koſt der unfreigebige Frohnherr. Ihn treibt nicht der Hunger aus Thraͤnenloſer Deſpoten Laͤndchen, aus Deutſchland hin zu des fernen Aſtrakans Oeden. Siehe, der reiche Gewinn von tiefer-geacker- ten eignen Saaten und uͤppiger Wieſen ſich ſtets erneu- ernder Kleewuchs Blieb ihm von beßeren Jahren. Er theilt den Ueberfluß willig Mit dem huͤlfloſen Volk angraͤnzender Skla- venlaͤnder; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="46"/> <l>Lernte der Aemſigkeit Werth und Zukunft- ah-</l><lb/> <l>nende Vorſicht.</l><lb/> <l>Ihn ergreifen mit eiſernem Arm des darben-</l><lb/> <l>den Jahres</l><lb/> <l>Schrecken nimmer; es ſpendet ihm nicht, wie</l><lb/> <l>dem uͤbrigen Zugvieh,</l><lb/> <l>Schlechte, kaͤrgliche Koſt der unfreigebige</l><lb/> <l>Frohnherr.</l><lb/> <l>Ihn treibt nicht der Hunger aus Thraͤnenloſer</l><lb/> <l>Deſpoten</l><lb/> <l>Laͤndchen, aus Deutſchland hin zu des fernen</l><lb/> <l>Aſtrakans Oeden.</l><lb/> <l>Siehe, der reiche Gewinn von tiefer-geacker-</l><lb/> <l>ten eignen</l><lb/> <l>Saaten und uͤppiger Wieſen ſich ſtets erneu-</l><lb/> <l>ernder Kleewuchs</l><lb/> <l>Blieb ihm von beßeren Jahren. Er theilt den</l><lb/> <l>Ueberfluß willig</l><lb/> <l>Mit dem huͤlfloſen Volk angraͤnzender Skla-</l><lb/> <l>venlaͤnder;</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [46/0051]
Lernte der Aemſigkeit Werth und Zukunft- ah-
nende Vorſicht.
Ihn ergreifen mit eiſernem Arm des darben-
den Jahres
Schrecken nimmer; es ſpendet ihm nicht, wie
dem uͤbrigen Zugvieh,
Schlechte, kaͤrgliche Koſt der unfreigebige
Frohnherr.
Ihn treibt nicht der Hunger aus Thraͤnenloſer
Deſpoten
Laͤndchen, aus Deutſchland hin zu des fernen
Aſtrakans Oeden.
Siehe, der reiche Gewinn von tiefer-geacker-
ten eignen
Saaten und uͤppiger Wieſen ſich ſtets erneu-
ernder Kleewuchs
Blieb ihm von beßeren Jahren. Er theilt den
Ueberfluß willig
Mit dem huͤlfloſen Volk angraͤnzender Skla-
venlaͤnder;
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet04_1794/51>, abgerufen am 16.02.2025. |