Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Niemanden, und muntert sehr zum eignen, O daß wir den Tacitus ganz hätten! Niemanden, und muntert ſehr zum eignen, O daß wir den Tacitus ganz haͤtten! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="162"/> Niemanden, und muntert ſehr zum eignen,<lb/> verſtaͤndigen Leſen des Tacitus an. Haͤtte<lb/> er damit nicht ſeinen Zweck erreichet?</p><lb/> <p>O daß wir den Tacitus ganz haͤtten!<lb/> Warum muͤſſen ſeine Jahrbuͤcher gerade mit<lb/> dem Tode des edlen Thraſea, ſeine Ge-<lb/> ſchichtbuͤcher eben vor Veſpaſian aufhoͤren?<lb/> Seiner Germania wegen iſt Deutſchland<lb/> ihm beſondern Dank ſchuldig; und vielleicht<lb/> hat keine Europaͤiſche Nation mehr Urſache<lb/> als ſie, in Tacitus Manier ihre Geſchichte<lb/> nach der vortreflichen Grundlage, die er von<lb/> Deutſchland ſelbſt gemacht, fortzuſchreiben.<lb/> Schenkte uns indeſſen nur ein zweites Klo-<lb/> ſter <hi rendition="#g">Corvei</hi> den ganzen Tacitus und in Ab-<lb/> ſicht Deutſchlandes ſeinen Geſellen, den<lb/> Plinius wieder!</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [162/0167]
Niemanden, und muntert ſehr zum eignen,
verſtaͤndigen Leſen des Tacitus an. Haͤtte
er damit nicht ſeinen Zweck erreichet?
O daß wir den Tacitus ganz haͤtten!
Warum muͤſſen ſeine Jahrbuͤcher gerade mit
dem Tode des edlen Thraſea, ſeine Ge-
ſchichtbuͤcher eben vor Veſpaſian aufhoͤren?
Seiner Germania wegen iſt Deutſchland
ihm beſondern Dank ſchuldig; und vielleicht
hat keine Europaͤiſche Nation mehr Urſache
als ſie, in Tacitus Manier ihre Geſchichte
nach der vortreflichen Grundlage, die er von
Deutſchland ſelbſt gemacht, fortzuſchreiben.
Schenkte uns indeſſen nur ein zweites Klo-
ſter Corvei den ganzen Tacitus und in Ab-
ſicht Deutſchlandes ſeinen Geſellen, den
Plinius wieder!
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