Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Komm' in das Feld, komm' in die Woh- nungen Der Menschen. Mit mir sollst du da ver- gnügt, Geliebt von ihnen wohnen, wo du nicht Den Thieren mehr, wo du dem Landmann singst. Ach, sprach sie, laß mich hier in meiner Ein- samkeit; Der Menschen Umgang bringt mir nur das Unrecht, Den Schmerz zurück, den ich von ihnen litt. Am liebsten nimmt diese alte Philomele Komm' in das Feld, komm' in die Woh- nungen Der Menſchen. Mit mir ſollſt du da ver- gnuͤgt, Geliebt von ihnen wohnen, wo du nicht Den Thieren mehr, wo du dem Landmann ſingſt. Ach, ſprach ſie, laß mich hier in meiner Ein- ſamkeit; Der Menſchen Umgang bringt mir nur das Unrecht, Den Schmerz zuruͤck, den ich von ihnen litt. Am liebſten nimmt dieſe alte Philomele <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0135" n="130"/> <lg type="poem"> <l>Komm' in das Feld, komm' in die Woh-</l><lb/> <l>nungen</l><lb/> <l>Der Menſchen. Mit mir ſollſt du da ver-</l><lb/> <l>gnuͤgt,</l><lb/> <l>Geliebt von ihnen wohnen, wo du nicht</l><lb/> <l>Den Thieren mehr, wo du dem Landmann</l><lb/> <l>ſingſt.</l><lb/> <l>Ach, ſprach ſie, laß mich hier in meiner Ein-</l><lb/> <l>ſamkeit;</l><lb/> <l>Der Menſchen Umgang bringt mir nur das</l><lb/> <l>Unrecht,</l><lb/> <l>Den Schmerz zuruͤck, den ich von ihnen litt.</l> </lg><lb/> <p>Am liebſten nimmt dieſe alte Philomele<lb/> an den ſtummen Klagen der Menſchen<lb/> Theil, die ſich ihrer Einſamkeit nahen.<lb/> Sie bemerkt die Minen ihres verſchwiege-<lb/> nen Grams, den ſie ſelbſt einſt ihrer Schwe-<lb/> ſter nur in ſtummen Bildern entdecken<lb/> konnte; ſeit ihr die Goͤtter ihre Stimme<lb/> wiedergaben, gebraucht ſie dieſelbe alſo am<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0135]
Komm' in das Feld, komm' in die Woh-
nungen
Der Menſchen. Mit mir ſollſt du da ver-
gnuͤgt,
Geliebt von ihnen wohnen, wo du nicht
Den Thieren mehr, wo du dem Landmann
ſingſt.
Ach, ſprach ſie, laß mich hier in meiner Ein-
ſamkeit;
Der Menſchen Umgang bringt mir nur das
Unrecht,
Den Schmerz zuruͤck, den ich von ihnen litt.
Am liebſten nimmt dieſe alte Philomele
an den ſtummen Klagen der Menſchen
Theil, die ſich ihrer Einſamkeit nahen.
Sie bemerkt die Minen ihres verſchwiege-
nen Grams, den ſie ſelbſt einſt ihrer Schwe-
ſter nur in ſtummen Bildern entdecken
konnte; ſeit ihr die Goͤtter ihre Stimme
wiedergaben, gebraucht ſie dieſelbe alſo am
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