Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.So lange uns also die Griechen nicht ge- Immer wird mir wohl, wenn ich auch in So lange uns alſo die Griechen nicht ge- Immer wird mir wohl, wenn ich auch in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="48"/> So lange uns alſo die Griechen nicht ge-<lb/> raubt, und da ſie bisher dem Sturz der<lb/> Zeiten, der Vertilgung wilder Barbaren<lb/> und Schwaͤrmer entronnen ſind, wird wahre<lb/> Humanitaͤt nie von der Erde vertilgt<lb/> werden.</p><lb/> <p>Immer wird mir wohl, wenn ich auch in<lb/> unſern Zeiten einen reinen Nachklang der<lb/> Weisheit Griechiſcher und Roͤmiſcher Mu-<lb/> ſen hoͤre. Eine Ausgabe, eine Ueberſetzung,<lb/> eine <hi rendition="#g">wahre</hi> Erlaͤuterung dieſes oder jenes<lb/> Dichters, Philoſophen und Geſchichtſchrei-<lb/> bers halte ich fuͤr ein Bruchſtuͤck des gro-<lb/> ßen Gebaͤudes der Bildung unſres Ge-<lb/> ſchlechts fuͤr unſre und die zukuͤnftige Zei-<lb/> ten. Eine verſtaͤndige Stimme, die uͤber<lb/> unſre jetzige Weltlage aus alter Erfahrung<lb/> ſpricht, iſt mir mehr, als ob ein Barde<lb/> weiſſagte.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [48/0057]
So lange uns alſo die Griechen nicht ge-
raubt, und da ſie bisher dem Sturz der
Zeiten, der Vertilgung wilder Barbaren
und Schwaͤrmer entronnen ſind, wird wahre
Humanitaͤt nie von der Erde vertilgt
werden.
Immer wird mir wohl, wenn ich auch in
unſern Zeiten einen reinen Nachklang der
Weisheit Griechiſcher und Roͤmiſcher Mu-
ſen hoͤre. Eine Ausgabe, eine Ueberſetzung,
eine wahre Erlaͤuterung dieſes oder jenes
Dichters, Philoſophen und Geſchichtſchrei-
bers halte ich fuͤr ein Bruchſtuͤck des gro-
ßen Gebaͤudes der Bildung unſres Ge-
ſchlechts fuͤr unſre und die zukuͤnftige Zei-
ten. Eine verſtaͤndige Stimme, die uͤber
unſre jetzige Weltlage aus alter Erfahrung
ſpricht, iſt mir mehr, als ob ein Barde
weiſſagte.
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